Maurice Pialat (1925-2003) war als Filmemacher ein Außenseiter. Er ließ sich keiner Gruppierung oder filmischen Richtung zuordnen und hat in einem Vierteljahrhundert lediglich zehn Spielfilme gedreht. Wegen seiner Kompromisslosigkeit und künstlerischen Rigidität galt er als schwierig. Selbst im Augenblick seiner größten Anerkennung, als Pialat 1987 beim Filmfestival in Cannes für seinen Film "Die Sonne Satans" die Goldene Palme erhielt, hatte er einen klaren Standpunkt gegenüber den Buhrufern.
Provokativ entgegnete er diesen im Festival-Palais: "Ich werde meinem Ruf treu bleiben. Ich bin sehr stolz auf Ihre Buh-Rufe und Pfiffe. Und wenn Sie mich nicht mögen, kann ich Ihnen versichern: Ich mag Sie auch nicht." Pialat, der seinen Schauspielern und Mitarbeitern alles abverlangte, hasste jede Form von Konvention und die schulmäßigen Regeln eines ritualisierten Kinohandwerks. Was er in seinen oft autobiografisch getönten Filmen einzufangen versuchte, war das Wahrhaftige, Zufällige, Flüchtige des wirklichen Lebens. Bei der Arbeit führten sein rüdes Auftreten und seine maßlosen Erwartungen immer wieder zu Konflikten, aber auch zu außergewöhnlichen Leistungen und großen Momenten.
In der Dokumentation von Martina Müller gewähren vier seiner langjährigen Mitarbeiter - der Produzent Daniel Toscan du Plantier, der Toningenieur Jean-Pierre Duret, der Kameramann Jacques Loiseleux und die Kamerafrau Myriam Touzé - am Beispiel der Filme "Der Loulou", "Die Sonne Satans", "Van Gogh" und "Le Garcu" einen faszinierenden Einblick in die komplexe Persönlichkeit dieses zugleich störrischen und empfindsamen Filmkünstlers.
GENRE: Dokumentarfilm
REGIE: Martina Müller
[maw/msb] https://www.filmdienst.de/film/details/541976/krieg-und-stille │ https://programm.ard.de/Programm/Jetzt-im-TV/krieg-und-stille/eid_2800710314203218?list=main&first=1 [28.04.2020]