Tänzer singen, und zwar mit ihrem Körper, so ließe sich das zentrale Thema von Philip Taylors Choreographie "Angels that Sing" umschreiben. Zu der Musik "The Four Sections" von Steve Reich tanzt das Balletttheater München.
"Man erfährt, dass es Engel mit großen und kleinen Flügeln gibt. Engel, die es sich schwermachen und Engel, die es sich leicht machen. Auch das ist wie im wirklichen Leben. So feiern, tanzen und singen sie in der Hoffnung, dass sie jemand hört und endlich zu der Erkenntnis gelangt: Tänzer singen, und zwar mit ihrem Körper. Angels that sing. Man kann sich durchaus vorstellen, dass diese Tänzer in ihrem irdischen Dasein auch Engel sind. Gut, ich gebe zu, dass die einen sich näher an der Himmelspforte bewegen und die anderen eher einen langen Weg vor sich haben. Da wir nicht alle davon überzeugt sind, dass es einen Himmel und ein Leben nach dem Tod gibt, kommen diese Tänzer an irgendeinem Ort an. Aus Verzweiflung und Wut darüber, dass sie nicht geliebt werden könnten, weil sie keiner hört, berichten sie Gutes und weniger Gutes aus ihrer Vergangenheit und versuchen, sich mit dem neuen und unbekannten Ort vertraut zu machen. Da es, Gott sei Dank, wie im wirklichen Leben immer jemanden gibt, der weiß, wo es langgeht, einem zeigt, wie man es anstellen muss, um Himmlisches zu empfangen, sind sie bereit, von ihm zu lernen und ihm zu folgen. Dieser Engel ist ein erfahrener und fortgeschrittener, der weiß, dass er singen kann, aber was viel wichtiger ist: Man kann ihn hören. So hat er ein leichtes Spiel, denn erstens meint er es gut und zweitens sind seine Schüler fleißig und diszipliniert. Wie ich eingangs schon erwähnte, sind diese Engel, auch wenn sie Engel sind, natürlich nicht alle gleich. So zelebrieren, tanzen und singen sie in der Hoffnung, dass sie jemand hört und endlich zu der Erkenntnis gelangt: Tänzer singen, und zwar mit ihrem Körper." (Marcus Behrens)
Aufgezeichnet wurde der Tanzfilm unter der Regie von Marcus Behrens im Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz.
(Quelle: programm.ard.de)/eh