Ursprünglich ausgebildet als Heilpädagoge, gründet Alain Platel 1984 die Compagnie »Les Ballets Contemporains de la Belgique«, später »Les Ballets C. de la B.«. Platels erste Stücke wie «Stabat Mater« (1984) zeigen sich als ein eigenes Universum, als Gegenbewegung zur gefeierten flämischen »nouvelle vague«. Seine Themen sind soziale Risse, unterschwellige Gewalt, Fremdheit zwischen den Kulturen. Mit »Bonjour Madame« (1993), »La Tristeza Complice«(1996), »Iets op Bach« (1998), »Allemal Indiaan« (2000), »Wolf« (2003) wird er berühmt, nicht zuletzt wegen der Gewagtheit, mit der die Compagnie, eher artistisches »Bewegungstheater« als Tanzensemble, seine Erzählungen auf die Bühne bringt. Es sind Stimmungen des Alltags, die ihren eigenen theatralen Ausdruck finden. Sein Realismus ist kein soziologisches Klischee, er besteht aus einer Vielfalt von Temperamenten und Körpern, einer anrührenden menschlichen Wahrheit. Anlässlich des Gastspiels von »Pitié« im HAU/Hebbel am Ufer (4.-6.6.) stellt Alain Platel für die Reihe Politische Körper am Hanseatenweg »Performances that changed my life« und Einflüsse der Heilpädagogik auf sein Theater vor, mit Filmbeispielen, einer Improvisation der Tänzerin Iona Kewney und im Gespräch mit Sophie Fiennes und Nele Hertling. Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.(Akademie der Künste)(RS)