Chemnitz hat viele Gesichter - und viele Slogans: "Stadt der Moderne" ist der offizielle, "Stadt auf den zweiten Blick", das sagen die Chemnitzer. Auf den ersten nämlich ist man allzu schnell bei einem Vorurteil angelangt: "hässlich"! Die Schatten der Nachbarn Leipzig und Dresden sind groß, doch Chemnitz tritt immer wieder daraus hervor.
Und noch ein dritter Slogan würde zu Chemnitz passen: Stadt der Talente - schon oft war die Stadt Startrampe für Karrieren. Michael Ballack auf dem Rasen, Katharina Witt auf dem dem Eis, Ulrich Mühe, Cornelia Schmaus, Corinna Harfouch und viele andere auf der Bühne. Ein ganzes Tatort-Kommissariat könnte man mittlerweile füllen mit Ermittlern, die ihre Karriere auf der Chemnitzer Bühne begannen.
Und die Nachwuchsförderung geht weiter, im "Studio Chemnitz" können Schauspielschüler ihr Talent auf der großen Bühne erproben - eine einmalige Chance. Einmalig in Deutschland ist auch der Fünfspartenbetrieb mit Oper, Orchester, Schauspiel, Ballett und Figurentheater. Und das äußerst erfolgreich: schon zweimal gewannen die Theater Chemnitz den Theaterpreis "Der Faust".
Einer, der viel zum Ruf als Mekka des Schauspiels beigetragen hat, ist der Intendant Gerhard Meyer. 1969 pilgern unter ihm scharenweise junge Schauspieler nach Karl-Marx-Stadt, wie die Stadt damals hieß. Unter ihnen große Namen wie Michael Gwisdek und Andreas Schmidt-Schaller.
Nicht allen passt dieser Erfolg, die Stasi hat das Ensemble schnell auf dem Kieker. Gerüchten zufolge soll ein kleiner Brand eine nicht linientreue Premiere verhindern, das Feuer gerät außer Kontrolle und zerstört das ganze Haus.
Was später kommt, ist bekannt, die DDR ist am Ende, die Mauer fällt. Zehntausende werden die Stadt verlassen, doch einige kommen auch. Und zwar ans Theater! Michael Thalheimer zum Beispiel ist der erste Wessi im Ensemble und beginnt selbst zu inszenieren.
Es gibt also viel zu entdecken in Chemnitz, so manches vielleicht erst auf den zweiten Blick. Eines hat nämlich auch Esther Schweins auf ihrer Reise durch die Sachsenmetropole gelernt: "Der zweite Blick, er lohnt sich!"
(Quelle:www.zdf.de)/eh