Eine atemberaubend schonungslose Demonstration der brutalen Verhältnisse in einem US-Militärgefängnis.
Es war der Avantgardefilmer Jonas Mekas, der The Brig 1964 - mit zwei 16 Millimeter Kameras als vorgebliche Doku angelegt - auf Film bannte und in alle Welt trug. The Brig wurde bei den Filmfestspielen in Venedig 1964 mit einem Preis ausgezeichnet. In der „Brig“, der amerikanischen Straflager- „wirklichkeit der Marines, hat der ‚Stil‘ der -Truppe auch seine gleichzeitig realste und gespenstischste Verwirklichungsmöglichkeit gefunden. Alberne Gefängnisregeln werden zu Normen einer Welt, Sauberkeitsund Ordnungsfanatismus ergibt ein sadistisches Chaos. Der Menschenwürde bleibt nur noch der ‚Ausweg‘ in den Wahnsinnsanfall ‚‘ ein Protest, der mit Zwangsjacken gebändigt wird. Das Living Theatre hat für diesen Weltzustand ebenso einfache wie bös eindringliche Formen und Formeln entwickelt. Es hat die Sprache zum Geschrei, zum Stöhnen und Kreischen zerstört, es läßt zur Verständigung nur noch einen albern-bestialischen Befehls-Sing-Sang übrig, der die Truppe in pantomimisch fesselnde, überzogene Marschbewegungen versetzt. Am Anfang herrscht Versenkung, herrscht Stille. Die Meditations-Übungen zu Beginn der ‚Mysteries‘ zerren an den Nerven der Zuschauer. Scheinbar unbeeindruckt von der Unruhe, dem Gelächter im Zuschauerraum, versenkt sich die Truppe, vertieft sich einer ‚‘ es wäre leicht, von orientalischem Brimborium zu sprechen, wäre da nicht zweierlei: Einmal die sichtbare, offensichtliche Beunruhigung und Verstörung des Publikums, mit der das Living Theatre, fast ein wenig stolz, rechnet und renommiert. Wie ein Waffenstudent auf seine Schmisse, so weist das Programmheft auf die Skandale hin, die das Living Theatre mit seinen Exerzitien hervorgerufen, provoziert hat. Da prügelte man sich, dort mußte die Polizei eingreifen. Und was man dagegen auch sagen will: das living Theatre bewirkt auf vielerlei Weise die Unruhe, die das übrige Theater (kursorisch gesagt) nur verspricht. Das Living Theatre drängt sich in sein Publikum. Es tut dies buchstäblich, wenn am Schluß der ‚Mysteries‘ zuckende, verkrampfte Leiber sich zwischen den Parkettreihen wälzen. Es tut dies, wenn es die Nerven seiner Besucher schon durch die Länge der Darbietung auf die Folter spannt, wenn es ‚‘ in all seinen bisherigen Stücken ‚‘ teilnehmen läßt an der Öde und Langeweile der Brutalität, wenn es das Sterben nicht zum Bühnenvorgang verklärt und verkürzt, sondern das Publikum teilnehmen läßt an viehischen Todesschreien, an konvulsivischen Todeszuckungen, die es in einer Art ekstatisch entrücktem Zustand ‚erspielen‘ kann.
ADAPTIERT VON: Kenneth H. Brown
INSZENIERT VON: Judith Malina
SZENE VON: Julian Beck
MIT: James Anderson, Henry Howard, Chic Ciccarelli, Warren Finnerty, James Tiroff, Tom Lillard, Rufus Collins, Steve Thompson, Michael Elias, William Shari, Jim Gates, George Bartenieff, Steven Ben Israel, Leonard Kuras, Henry Proach, William Pratt, David Siever
PREMIERE: 16. Mai 1963 The Living Theatre Playhouse, New York
msb
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