Dies war die erste offiziell genehmigte Demonstration in der DDR, die nicht vom Machtapparat der DDR, sondern vom Volk ausgerichtet wurde. Die Initiative zur Demonstration ging ab Mitte Oktober von Schauspielern und Mitarbeitern an Ost-Berliner Theatern aus. Unter dem Eindruck der Übergriffe von Volkspolizei und Stasi gegen Demonstranten während der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR fand am 15. Oktober 1989 eine Versammlung von 800 Theaterleuten in Berlin statt, auf der als erste Jutta Wachowiak den Vorschlag einer Demonstration für eine demokratische DDR machte. Wachowiaks Vorschlag war auf Anregung des Neuen Forums entstanden. Am 17. Oktober 1989 stellte eine Gruppe von Theaterleuten den Antrag auf Zulassung der Demonstration, der am 26. Oktober 1989 genehmigt wurde. Als offizielle Veranstalter fungierten letztlich die Künstler der Berliner Theater, der Verband der Bildenden Künstler, der Verband der Film- und Fernsehschaffenden und das Komitee für Unterhaltungskunst.
Rund eine halbe Million Menschen folgten den Plakataufrufen und versammelten sich um 10 Uhr vor dem ADN-Gebäude an der Mollstraße Ecke Prenzlauer Allee, von wo der Demonstrationszug über die Karl-Liebknecht-Straße bis zum Palast der Republik ging, den Palast über den Schloßplatz umrundete, bevor er über die Rathausstraße zum Alexanderplatz führte ' dem Ort der Abschlusskundgebung, die über drei Stunden andauerte.
Unter den 26 Rednern waren unter anderem Politiker wie Gregor Gysi, Manfred Gerlach und Günter Schabowski, Stasi-Generaloberst a. D. Markus Wolf, Schriftsteller Christoph Hein, Stefan Heym und Christa Wolf, als Vertreter des Neuen Forums Jens Reich; Marianne Birthler für die Initiative Frieden und Menschenrechte sowie die Schauspieler Steffie Spira, Ulrich Mühe, Jan Josef Liefers und der Dramaturg Heiner Müller. Die offiziellen „Vertreter der etablierten Ordnung“ (Lothar Bisky, Gerlach, Gysi, Schabowski, und besonders Wolf, der als langjähriger Leiter der HVA besonders mit der Stasi identifiziert wurde) wurden ' ungeachtet ihrer Selbstdarstellung als Reformer ' immer wieder von Sprechchören und Pfeifkonzerten unterbrochen.[
„Es ist, als habe einer die Fenster aufgestoßen! Nach all' den Jahren der Stagnation ' der geistigen, wirtschaftlichen, politischen; ' den Jahren von Dumpfheit und Mief, von Phrasengewäsch und bürokratischer Willkür, von amtlicher Blindheit und Taubheit. […] Einer schrieb mir ' und der Mann hat recht: Wir haben in diesen letzten Wochen unsere Sprachlosigkeit überwunden und sind jetzt dabei, den aufrechten Gang zu erlernen!“
' Stefan Heym auf der Demonstration am 4. November 1989.
Der Film zeigt Originalausschnitte von den Aufnahme der Demonstration, resümiert die damaligen Ereignisse und lässt rückblickend Zeitzeugen zu Wort kommen. / jst
Ulrich Mühe, Johanna Schall, Christa Wolf, Günter Schabowksi, Friedrich Schorlemmer, Steffi Spira u.a.