Im Dezember 1915 wird an der Königsallee das erste von der Stadt Bochum betriebene Theater eröffnet. Ein eigenes Schauspielensemble bekommt Bochum vier Jahre später. Nicht zuletzt wegen seiner berühmten sieben Intendanten zählt das Schauspielhaus Bochum seither zu den renommiertesten Bühnen Deutschlands.
Der erste Bochumer Intendant Saladin Schmitt, der 30 Jahre von 1919 bis nach dem Krieg 1949 das Haus leitet, macht Bochum in der Theaterwelt vor allem bekannt durch Klassikeraufführungen. Im "Bochumer Stil" entstehen dekorativ prächtige Aufführungen, in deren Mittelpunkt der Dramentext steht.
Die von Saladin Schmitt begonnene kontinuierliche Auseinandersetzung mit Shakespeare und den deutschen Klassikern bleibt auch unter Hans Schalla, Intendant von 1949 bis 1972, ein Schwerpunkt der Bochumer Theaterarbeit, wobei modernere Deutungen der Stoffe in den Vordergrund treten.
Schalla öffnet darüber hinaus in der Nachkriegszeit das Theater Gegenwartsdramatikern, die unter den Nationalsozialisten verboten waren. Schalla weckt auch das Interesse ausländischer Kritiker, was dem Bochumer Schauspielhaus in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre Gastspiele im europäischen Ausland und den Ruf einer international bedeutenden Bühne einbringt.
Mit einem durchweg neu besetzten Ensemble, dazu der Einführung von Wahlmieten gegen das bis dahin geltende starre Abonnement-System, tritt Peter Zadek 1972 seine nur dreijährige Intendanz in Bochum an. Er gastiert danach weiterhin als Regisseur und ist Mitglied des Direktoriums bis 1977.
Zadek betreibt mit seiner Idee des "Public Theatre" die Öffnung des Theaters für andere Medien, vor allem für Film und Revue. Er schart eine Gruppe innovativer Köpfe um sich und gewinnt Regisseure aus der internationalen Theaterszene der siebziger Jahre wie Augusto Fernandez, Jérôme Savary und Fernando Arrabal. Außerdem kann er sich auch auf eine Gruppe herausragender Schauspieler wie Hannelore Hoger, Ulrich Wildgruber, Eva Mattes, Rosel Zech, Hermann Lause oder Fritz Schediwy stützen.
Die 1979 aus Stuttgart kommende neue Theaterleitung unter dem Intendanten Claus Peymann bringt aus ihrem bisherigen Wirkungskreis die gesamte Kernmannschaft mit: Dramaturgen, Regisseure, Bühnen- und Kostümbildner, Schauspielerinnen und Schauspieler wie Kirsten Dene, Therese Affolter, Traugott Buhre, Gert Voss und Branko Samarovski.
Unter der Bezeichnung "Bochumer Ensemble" kehrt die Gruppe aber nicht zum reinen Sprechtheater der ersten 50 Bochumer Theaterjahre zurück; Revue, Musik und Gesang werden wichtige Gestaltungsmittel für Teile des Programms.
Der Spielplan der Ära Peymann ruht darüber hinaus auf zwei Säulen, den Klassikern und der Gegenwartsdramatik. Mit Claus Peymann erreicht das Schauspielhaus Bochum neue Zuschauerrekorde. Es folgen Gastspieleinladungen aus aller Welt. 1986 verlässt Peymann Bochum und wird Direktor des Wiener Burgtheaters.
Frank-Patrick Steckel stellt ein völlig neues künstlerisches Team zusammen. Mit der Verpflichtung von Reinhild Hoffmann und ihrem Tanztheaterensemble zielt er auf die Entwicklung neuer Kunstformen aus der Verbindung zwischen Tanz und Sprechtheater.
In den ersten Jahren bildete Andrea Breth mit ihrem realistischen Inszenierungsstil einen produktiven Gegenpol zu Steckels stark stilisierten Theaterarbeiten. Mit Beginn der Spielzeit 1995/1996 übernimmt Leander Haußmann die Intendanz des Schauspielhauses, und mit ihm kommen als Hausregisseure und Leitungsmitglieder Jürgen Kruse und Dimiter Gotscheff nach Bochum.
Mit einem Ensemble aus Ost und West realisiert das Regie-Trio ein Theater, das von starken Regiestilen geprägt ist und konsequent die Öffnung des Theaters durch Thementage und Diskussionen, Filmpremieren und Parties betreibt.
Seit der Spielzeit 2000/2001 ist Matthias Hartmann der Intendant des Schauspielhauses Bochum. Mit Uraufführungen, einem erstklassigen Ensemble und medienwirksamen Auftritten von Film- und Fernsehstars versteht er es geschickt, die Fachkritik und das Publikum auf die Seite des Schauspielhauses zu ziehen.
(Quelle: ZDF) / jst
Kurt Dörnemann, Gisela Uhlen, Peter Zadek, Hermann Lause, Tana Schanzara, Hannelore Hoger, Dieter Bongert, Claus Peymann, Gert Voss, Kirsten Dene, Traugott Buhre, Andrea Breth, Frank-Patrick Steckel, Leander Haußmann, Manfred Böll, Tobias Moretti, Dörte Lysewski, Matthias Hartmann, Harald Schmidt, Otto Sander Moderation: Esther Schweins