Esther Schweins präsentiert die Spezial-Ausgabe des Theatermagazins zur Theaterbiennale "Neue Stücke aus Europa" in Wiesbaden und Mainz. Foyer hat vorab einige der Inszenierungen vor Ort angeschaut und stellt sie vor. Außerdem gibt es ein Gespräch mit einem der Gründer und Leiter der Theaterbiennale, Manfred Beilharz, zur Geschichte und den Zielen des Festivals.
Vom 17. bis zum 27. Juni 2010 findet am Hessischen Staatstheater Wiesbaden und am Staatstheater Mainz zum zehnten Mal die Theaterbiennale "Neue Stücke aus Europa" statt. Es ist das weltweit einzige internationale Festival, bei dem ausschließlich neue Stücke von lebenden Autoren gezeigt werden.
Schweiz: "Schatten der Vergangenheit"
"Bab et Sane" heißt das Stück von René Zahnd am renommierten Théâtre Vidy-Lausanne. Nach dem Sturz des Diktators ihres afrikanischen Landes finden sich zwei Bodyguards in einer luxuriösen Villa in der Schweiz eingesperrt. Weit entfernt von ihrer Heimat organisieren die beiden Schwarzafrikaner in ihrem erzwungenen Exil ihr Überleben. Doch während sie sich eine Zukunft ohne Diktatur ausmalen, erschaffen sie sich ihre eigene Realität, ohne die Schatten der Vergangenheit abschütteln zu können.
Türkei: "Brisante Figurenkonstellation"
Die neu gegründete Theatergruppe "oyun deposu" stellt mit ihrem ersten Stück "Hässliches Menschlein" eine für die Türkei brisante Figurenkonstellation auf die Bühne: Eine Kurdin, eine Lesbe und eine gläubige Muslima mit Kopftuch - drei Menschen, die sich seitens der Gesellschaft unterschiedlicher Vorurteile ausgesetzt sehen.
Mit viel Humor, unbändiger Spiellust und verblüffender Direktheit schildern die drei Schauspielerinnen ihre "Defizite" und ernten schreiend komische Reaktionen der "normalen" Bürger.
Albanien: "Komische Parabel"
"Allegretto Albania" heißt das Stück des Albaners Stefan à‡apaliku. Darin begeht ein Mann einen Mord und flieht. Zurück bleibt die Familie und muss sich vor der Blutrache verstecken. Eine absurde komische Parabel auf die postkommunistische Zeit in einem Land, in dem nach wie vor tausende von Männern seit Jahren eingesperrt in ihren Häusern leben, weil ihre Familien sich befehden.
Foyer bereist mit dem Autor à‡apaliku zusammen das Land auf der Suche nach Familien, die tatsächlich von der Blutrache betroffen sind.
Finnland: Kristian Smeds im Porträt
Er gilt als einer der charismatischsten Theatermacher Skandinaviens: Kristian Smeds. Der 1970 geborene Autor und Regisseur leitete bis 2001 in Helsinki das Theater Takomo. Doch dann wollte er sich selbst herausfordern und wechselte als künstlerischer Direktor nach Kajaani, eine Kleinstadt mit hoher Arbeitslosigkeit 600 Kilometer nördlich von Helsinki - ein Versuch, Theater "in the middle of nowhere" zu machen.(Quelle:ZDF) /JST
Esther Schweins (Moderation); Interviews u.a. mit: Stefan Capaliku, Erjon Talani, Yelda Baskin, Elif Ürse, Maral Ceranoglu, Ceren Ercan, Manfred Beilharz, Kristian Smeds, Habib Dembélé, Hassane Kassi Kouyaté