"Ich bin ein Mann, ein Sohn, ein Choreograph, ich bin Belgier, homosexuell. Ich habe ein Tattoo, braune Augen, ich bin ein Gastarbeiterkind; ich bin Sidi Larbi Cherkaoui", so der 34-jährige flämisch-marokkanische Tänzer und Choreograph über sich selbst. Seit knapp zehn Jahren ist er auf den wichtigsten Bühnen des zeitgenössischen Tanzes zu Hause.
Für Sidi Larbi Cherkaoui sind einige seiner tänzerischen Visionen geografisch verankert: in Antwerpen, im Shaolin-Kloster, in Calvi und Madras. Seine biografischen Ursprünge liegen in Antwerpen, wo er 1976 als Sohn eines in den 60er Jahren aus Tanger eingewanderten Emigranten geboren wurde. Die Stadt ist sein Lebensmittelpunkt, an dem er zwischen den Tourneen und Auslandsproduktionen Zuflucht sucht und wo auch die Ideen zu seinen Projekten entstehen.
In Calvi entdeckte Cherkaoui durch die Begegnung mit der Band "A Filetta" und deren Band-Leader Jean-Claude Acquaviva die Bedeutung der Stimme für seine Tanzstücke. Regelmäßig kehrt er in das Dorf Pigna zurück und lässt sich vom dortigen Polyphoniefestival inspirieren.
2008 baten ihn die Behörden des Shaolin-Klosters, der obersten Instanz der Martial Arts in China, mit Mönchen zu arbeiten. Das Ergebnis wurde mit großem Erfolg beim Festival von Avignon vorgeführt. Die Dokumentation zeigt den Choreographen bei Proben zu seiner auf Kampfkunstdisziplinen wie Kung-Fu basierenden Einstudierung.
Seit mehreren Jahren macht Cherkaoui Yoga und hat inzwischen beinahe die Perfektion eines Schlangenmenschen erreicht. Der Film folgt dem Künstler nach Madras, wo er ein Stück mit der indischen Kuchipudi-Tänzerin Shantala Shivalingappa einstudiert, das eventuell den Titel "Adam und Eva" bekommen soll. (Quelle: arte) /JST