Zum 10. Todestag von Ulrich Wildgruber
Ulrich Wildgruber - Um das Leben spielen
Wenn man den Aufbruch des deutschen Theaters Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre ins Auge fasst, stößt man unwillkürlich auf Ulrich Wildgruber. Er personifizierte wie kein anderer die Rebellion jener Zeit. Mit "König Lear" (1974), "Othello" (1976), "Hamlet" (1977) schuf er zerrissene, neurotische Männer, die aus der Zeit gestoßen worden waren oder aus der Gesellschaft. Er deckte ihre Seelen nicht mit Einfühlung auf, sondern mit bestürztem Staunen. Diese Fähigkeit behielt Wildgruber auch in seinen späteren Rollen, unter anderem im "Kirschgarten" (1996) und im "Hamlet" (1999), beide Male in der Regie von Peter Zadek. Seine ganz eigene Art, Theater zu spielen, war der extremste Protest gegen die biedere, konventionelle Schauspielkunst seiner Vorgänger und vieler seiner Zeitgenossen, auch heute noch.
Er arbeitete mit Peter Stein, Claus Peymann und Hans Neuenfels. Den ihm kongenialen Regisseur fand er aber in Peter Zadek. Aus der Sicht des Handwerkers war Wildgruber ein unberechenbarer, beinahe unfertiger Schauspieler. Gerade darin und in seiner unbändigen Lebenslust und Ehrlichkeit lag seine Faszination. Ende 1999 nahm er sich auf Sylt das Leben.
Der Berliner Filmemacher Christoph Rüter stellt in seinem Porträt diesen faszinierenden und verstörenden Schauspieler vor, der wie kein anderer Zuschauer und Kritik zu polarisieren vermochte.
Ulrich Wildgruber, Peter Zadek, Hans Neuenfels, Martina Gedeck