Er ist Filmemacher, Theatermann, Opernregisseur, Hörspielautor, bildender Künstler in Personalunion, seit neuestem auch Professor für "Kunst in Aktion". Kein anderer deutscher Künstler seiner Generation macht derart Ernst mit dem Spiel mit der Authentizität wie Christoph Schlingensief.
Der Film "Das deutsche Kettensägenmassaker" ist sein Beitrag zur deutschen Wiedervereinigung und bringt ihm den Ruf des Underground-Berserkers ein, seine Polit-Aktion "Ausländer raus" macht ihn zum radikalen Aufklärer. Mit jeder künstlerischen Arbeit spielt sich Schlingensief immer weiter frei, schließlich inszeniert er 2004 sogar Wagners "Parsifal" in Bayreuth.
Seit Januar 2008 ist im Leben und Werk des 48-jährigen Künstlers alles anders. Die Diagnose Lungenkrebs, die Entfernung eines Lungenflügels und eine Chemotherapie verordnen dem Rastlosen eine Zwangspause, die seinen Tatendrang dennoch nicht bremst ' trotz oder gerade wegen der Krankheit. Auf einer neuen Ebene ist Schlingensief gezwungen, Ernst zu machen mit sich und seiner Kunst, auch darüber spricht er ausführlich im Interview.
Der Film begleitet Schlingensief durch ein aufwühlendes Jahr seit der Wiederaufnahme seiner Arbeit nach der schweren Operation: bei den Endproben von "Kirche der Angst vor dem Fremden in mir", eine ganz persönliche Auseinandersetzung mit der Krankheit, sowie auf der Reise nach Afrika, wo Schlingensief die Erfüllung seines großen Traums sucht, dort ein Festspielhaus zu eröffnen. Zu sehen ist der Regisseur bei den Proben zu der Uraufführung seiner Ready-Made-Oper "Mea culpa" am Wiener Burgtheater, in der er sich erneut mit seiner Krankheit beschäftigt.
Bayreuth war rückblickend ein einschneidendes Erlebnis in seiner Künstlerbiografie. Der Film zeigt Schlingensief im Umfeld der Parsifal-Proben und folgt seinen Erinnerungen bis in die 90er Jahre zurück, als seine Aktionen ein ungeheures Medieninteresse auslösten.
Der Film unternimmt mit dem Protagonisten eine Reise nach Oberhausen, wo er als einziges Kind eines Apothekers aufwuchs und Ministrant war. Zu Wort kommen die Schauspielerin Irm Hermann, langjähriges Mitglied seines Ensembles, der Freund und Dramaturg Carl Hegemann sowie Matthias Lilienthal, künstlerischer Leiter des Berliner Theaters Hebbel am Ufer, und der Unterhaltungskünstler Helge Schneider.
Die Schauspielerin Tilda Swinton, die in den 80er Jahren mit ihm gedreht hat, erinnert sich an den jungen Schlingensief sowie die Sängerin Patti Smith, mit der er seit seiner Bayreuther Inszenierung befreundet ist.
Christoph Schlingensief, Tilda Swinton, Patti Smith, Irm Hermann, Carl Hegemann, Matthias Lilienthal, Helge Schneider