"Bulles de Vian". Vor 50 Jahren, am 23. Juni 1959, verstarb der französische Schriftsteller, Jazz-Musiker und Schauspieler Boris Vian, einer der interessantesten Intellektuellen der französischen Nachkriegszeit. Der 50. Todestag des vielseitigen Künstlers, den unter anderem seine surrealistisch-absurden Erzählungen wie die elegisch-tragische Liebesgeschichte "Der Schaum der Tage" weltberühmt machten, ist Anlass für zahlreiche Hommagen und Veranstaltungen in ganz Frankreich. In diesem Rahmen präsentiert ARTE eine von Antoine de Caunes erzählte Musik-Revue, in der sich Vians biografische Stationen mit alten und neuen Interpretationen seiner Lieder abwechseln. Auf dem Programm stehen Aufritte von Ute Lemper, Iggy Pop, Thomas Fersen und anderen. In der Musik-Revue zum 50. Todestag Boris Vians, die an bedeutende Schauplätze seines Lebens führt, mischen sich alle Genres, ganz nach dem Vorbild Boris Vians, der das mit Talent und Leidenschaft und höchst unorthodox tat. Schließlich war Boris Vian der Provokateur und das künstlerische Allround-Genie, der Schriftsteller, Schauspieler und Jazzmusiker, der die legendäre Pariser Kulturrevolution des Existenzialismus vielleicht am vielseitigsten und am lautesten zum Ausdruck gebracht hat.
Antoine de Caunes führt durch die Sendung, die an einem ungewöhnlichen Morgen in Paris beginnt: Seine Tochter erzählt ihm, dass sich ganz Frankreich schon seit heute Nacht im Ausnahmezustand befindet, denn überall wird Boris Vian gedacht.
De Caunes schaltet sofort seinen Fernseher ein und stellt fest, dass es keinen Sender gibt, auf dem keine Chansons von Vian gebracht werden und auf dem nicht über den einstigen "Prinzen von Saint-Germain" gesprochen wird. Aber bevor er überhaupt das ganze Ausmaß des Vian-Fiebers begreift, bittet ihn der Intendant eines Fernsehsenders, am selben Abend eine Sondersendung mit Boris-Vian-Chansons zu moderieren. Das Angebot steht. Doch erstmal geht er raus in die Stadt, um die Menschen auf der Straße zu interviewen. Das erstaunliche Ergebnis: Die Leute wissen so gut über Vian Bescheid, dass sie ihm wie aus der Pistole geschossen antworten. Außerdem besucht Antoine de Caunes verschiedene Orte in der Stadt, die alle etwas mit Boris Vian zu tun haben: Er geht in eine Schule, wo eine Schülerin gerade über ein mathematisches Theorem zur Existenz Gottes geprüft wird. Es stammt natürlich von Vian, welcher auch ein unaufhörlicher Erkenntnissucher war und die Grenzziehungen zwischen Naturwissenschaften und Philosophie, zwischen Technik und Kunst überflüssig machen wollte. Dann besucht der Journalist eine etwas ausgefallene Figur: den hervorragenden Vian-Kenner Marciel, der in Frankreich in erster Linie ein bekannter Komödiant ist. Antoine und Marciel reisen zusammen in die unerschöpfliche Fantasiewelt des Schriftstellers, in seine Kindheit, zu den sehr persönlichen Quellen seiner Inspiration. Und sie inszenieren gemeinsam einen unveröffentlichten Text über das jugendliche Begehren, genauso rigoros, virtuos und experimentell wie Vians Gesamtwerk. Noch aufschlussreicher ist der Besuch von Antoine de Caunes in Vians letzter Wohnung. Sie liegt in der Cité Véron, einer Straße unweit des Moulin Rouge, die im Zustand von Vians Todesjahr 1959 belassen wurde. Durchdrungen von Vians künstlerischem Werk und seinem immer wieder überraschenden Denken, begibt sich Antoine nun in die Fernsehstudios, um den Fernsehabend auf die Beine zu stellen. Für die Musik, das Lachen und die Chansons sorgen so berühmte Stars wie Ute Lemper, Iggy Pop und Thomas Fersen. Was bleibt ist die Magie eines verrückten Tages, der geheimnisvoll begonnen hat und genauso geheimnisvoll endet. Buch und Regie Marc Hollogne. (Quelle: Arte)
Boris Vian, Ute Lemper, Iggy Pop, Thomas Fersen, Antoine de Caunes, Camille, Jean-Pierre Marielle, Jean-Pierre Daroussin, Emma de Caunes, Marciel, Leo, Atrhur H, Angela Delfini