Dokumentation, Deutschland 2004. Der legendäre Tanz Josephine Bakers im Bananenröckchen, russische Spitzenakrobaten am Trapez und die berühmte Girl-Reihe mit 64 exakt schwingenden Beinen - Ausschnitte aus der Jubiläumsshow "Revuepalast" im Berliner Friedrichstadtpalast. Europas größtes Revuetheater feierte 2004 sein 20-jähriges Bestehen in der Friedrichstraße und zugleich seine 100-jährige Geschichte. Marlene Dietrich, Louis Armstrong und Juliette Gréco waren hier einst zu Gast. Einer der Stars am Revuehimmel heute ist Susan Malinowski. Seit neun Jahren ist die gebürtige Schwerinerin hier die Primaballerina. Mal in weißem Tüll und Federn, mal im knallroten Tangokleid verzaubert die Tänzerin ihr Publikum. "Ein unsichtbares Band verbindet mich mit den Zuschauern", sagt Susan. "Wenn sie mir etwas geben, gebe ich zurück". Doch hinter Glitter und Glanz steckt harte Arbeit: Jeden Abend erwarten sie zweieinhalb Stunden Vorstellung, am Morgen sieben Stunden Training mit dem Ballettensemble. Die Tänzer und Tänzerinnen des Friedrichstadtpalastes üben schon für die neue Vorstellung "Hexen". Buch und Idee der neuen Show stammen von Alexander Iljinskij, seit 1993 Intendant des Friedrichstadtpalastes. Er hat das Revue-Theater nach den Wirren der Wendejahre wieder zum Publikumsmagneten gemacht. "ln der DDR wurde Unterhaltung zwar groß geschrieben, doch mehr im Sinne von 'Brot und Spiele' fürs Volk", so Iljinkskij, und er berichtet über die Hassliebe Honeckers zum Friedrichstadtpalast. Aus Angst vor politischen Seitenhieben wurde jede Show vor der Premiere vom DDR-Regime abgenommen. lljinkskijs heutiges Erfolgskonzept: Er hat sich verabschiedet von der reinen Nummern-Show und setzt auf hauseigene Produktionen, die eine Geschichte erzählen, nicht ohne die klassischen Revue-Elemente. Mädchenreihe, Trapezkunst und Wasserballett - das alles findet auf einer Bühne statt, die so groß wie ein Fußballfeld ist. "Wir wollen nah am Zeitgeschmack sein, aber auch unsere älteren Zuschauer nicht vernachlässigen", sagt Iljinksiji. Es ist "eine ständige Gratwanderung, aber auch die Herausforderung für uns alle am Friedrichstadtpalast". "Hexen" hat zwar erst im Herbst 2004 Premiere, doch hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren, genau wie in den hauseigenen Werkstätten. Im Malsaal wird an fantastisch anmutenden Bühnenleinwänden gepinselt, Theaterplastiker fertigen riesige Flügel aus Styropor und Pappmaché, und Schneiderinnen, Schuh- und Putzmacher kreieren die rund 900 futuristischen Kostüme. "Jede Robe ist ein Unikat, denn hier wird alles von Hand gefertigt, mit viel Liebe zum Detail", sagt Ingrid Böttcher, seit 30 Jahren Kostümbildnerin am Friedrichstadtpalast. Unzählige Revue-Produktionen hat die gebürtige Berlinerin mit ausgestattet, viele Stars und Sternchen kommen und gehen sehen. Bei ihr verbirgt sich auch ein Fundus an Palastgeschichten. (Quelle: 3sat)