THE AFRICAN TWINTOWERS (60min. Fassung) von Christoph Schlingensief, D 2005-2009. Als Spielfilm im Jahre 2005 geplant und in Namibia gedreht, in Fragmenten in mehreren Projekten von Christoph Schlingensief verarbeitet und schließlich als „Unvollendete“ in Form einer 18 Bilder-Installation auf der Berlinale 2008 veröffentlicht, erscheint der Film 2009 wieder mit einem neuen Gesicht: Ein Film über die Unmöglichkeit einen linearen Film zu drehen und den Versuch einen Berg über das Schiff zu ziehen. Auf der Berlinale 2008, im "Forum Expanded", war THE AFRICAN TWINTOWERS als Installation mit 18 Monitoren und Filmen zu sehen: Die Unfähigkeit, die Ereignisse der 27 Drehtage zu begreifen. Hier hat sich ein Paralleluniversum entwickelt, das niemand geplant hat, jedenfalls nicht mit diesen Konsequenzen. In 'African Twin Towers' geht es um Richard Wagner, den Anschlag vom 11. September, Hagen von Tronje, Odin und Edda, lebende Hereros (Angehörige eines afrikanischen Hirtenvolks) und Tote, Geister der Gegenwart und der Vergangenheit. “Drehort” ist eine sich drehende Scheibe, der Animatograph, auf der ein Schiff mit zwei Masten steht. An diesen Masten hängen die Twin Towers. Das alles stand in Lüderitz in Namibia, der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Dass Schlingensief seinen Film nicht in einer kontinuierlichen Abfolge von Bildern zeigt, sondern „alles gleichzeitig“ auf der großen Facettenaugenwand mit 18 Monitoren synchronisiert, erinnert an die Verwandlungsparole in Wagners Parsifal: „Du siehst mein Freund: Zum Raum wird hier die Zeit.“ Christoph Schlingensief tut, was er am besten kann, auch in Namibia: Er inszeniert den deutschen Wahnsinn. Ein Film über die letzten Tage Schröders, "Wini" Wagner und das Elend der Baracken in der Wüste. (Der Spiegel) Angelpunkt der Installation ist ein Fragment gebliebenes Filmprojekt in Namibia. In der ehemals deutschen Kolonie, in einem Ort namens Lüderitz, sollte es u. a. um nordische Mythen und afrikanisches Schamanentum gehen. Und um das im Titel angedeutete Faktum, dass in Afrika täglich 35.000 Menschen Hunger und Gewalt zum Opfer fallen, das Vielfache der Toten der Anschläge vom 11. September 2001. "Unbemerkt", wie Schlingensief feststellt. (Kleine Zeitung Graz, 10/08) Gedreht hat Christoph Schlingensief in Lüderitz, einer Kleinstadt an der namibischen Atlantikküste, die weitreichende Erinnerungen an die deutsche Kolonialzeit preisgibt. Außerhalb von Lüderitz liegen die schwarzen Slums und die "Area 7", ein Lager für Zwangsausgesiedelte. Die Filminstallation ist hochartifiziell, ironisch, chaotisch und verstörend. Sie versöhnt keine Widersprüche und heilt kein Leiden durch geordnete Bilder, sondern ist in ihrer unendlichen Offenheit für die Welt die Wunde selbst. (Wiener Zeitung 10/2008) Filmgalerie 451 in Koproduktion mit dem ZDFtheaterkanal, in Zusammenarbeit mit der Volksbühne am Rosa- Luxemburg-Platz, Burgtheater Wien, Hauser & Wirth Zürich, Kunststiftung TBA 21, Bundeszentrale für politische Bildung, mit Unterstützung der Filmstiftung NRW, Medienboard Berlin-Brandenburg und Filmförderung B.W.
Irm Hermann, Klaus Beyer, Stefan Kolosko, Robert Stadlober, Katharina Schlothauer, Karin Witt, Björn Thors, Norbert Losch, Dirk Rohde, Christiane Tsoureas, Mohammed, Christin Appollus, Christoph Schlingensief, Patti Smith, sowie die Theatergruppe Lüderitz