INTERNATIONALES THEATERINSTITUT / MIME CENTRUM BERLIN

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MCB-SV-2603

Der Große Diktator

Autorenschaft
Beschreibung
Satire auf Adolf Hitler und den deutschen Nationalsozialismus. Handlung des Films: Diktator Adenoid Hynkel herrscht im fiktiven Staat Tomania und bereitet hinter dem Rücken von Bacterias Herrscher Napoloni die Invasion des Nachbarlandes Osterlich (sprich: „Osterlitsch“) vor. Mit seinen Sturmtruppen terrorisiert Hynkel das von Juden und Andersdenkenden bewohnte Ghetto. Auch ein im Ghetto ansässiger jüdischer Friseur und seine Geliebte Hannah werden bedroht, jedoch erkennt Schultz, der Kommandeur der Sturmtruppen, im Friseur den Soldaten wieder, der ihm in einem vorhergegangenen Krieg das Leben gerettet hatte. Schultz sorgt dafür, dass das Ghetto trotz Hynkels Hasstiraden gegen die Juden weitestgehend von Übergriffen verschont wird. Als Hynkel das Geld für die Aufrüstung ausgeht, stellt er vorübergehend die Unterdrückung der Juden ein, um vom jüdischen Bankier Epstein einen Kredit zu erhalten. Als dieser ihm dennoch den Kredit verweigert, erklärt der Diktator die Juden wieder zu seinen Feinden. Kommandeur Schultz tritt gegen diesen Entschluss ein und wird deshalb von Hynkel in ein Konzentrationslager eingewiesen. Schultz kann jedoch bei seinem Freund im Ghetto untertauchen. Der Diktator geht unterdessen ein Bündnis mit Bacteria und Napaloni ein, welches ihn vor einer Intervention von Seiten Napalonis im Falle der Besetzung Osterlichs schützen soll. Die Bewohner des Ghettos planen ein Attentat auf Hynkel, werden dann jedoch von Hannah daran erinnert, dass Freiheit nicht durch Mord und Zerstörung erreicht werden kann. Zudem ist niemand bereit, sich bei einem Sprengstoffanschlag auf Hynkels Palast selbst zu opfern. Bei einer Razzia werden Schultz und der Friseur entdeckt und ins KZ gebracht. Ihnen gelingt die Flucht. Beide tragen Uniform, wegen der Ähnlichkeit des Friseurs mit Hynkel kommt es zu einer Verwechslung. Der echte Hynkel, der sich zufällig bei einer Jagd in der Nähe „entspannt“, wird eingesperrt, und der Friseur hält an seiner Stelle die auch im Radio übertragene Rede vor dem Volk des gerade besetzten Osterlich, in der der Friseur seine Chance nutzt und an Menschlichkeit und Weltfrieden appelliert. Hintergrund -Satirische Entsprechungen: Im Rahmen seiner Satire auf die NS-Herrschaft verfremdet Chaplin die Namen der Staaten und der beteiligten Politiker. Der Rassengedanke der NS-Ideologie blieb jedoch, weshalb auch im Film die Begriffe „Jude“ und „Arier“ auftauchten. Auch die Begriffe „Ghetto“ und „Konzentrationslager“ wurden nicht verfremdet. Die Entsprechungen der satirisch verfremdeten Namen dagegen lauten wie folgt: Tomania = „Germania“ / Deutschland Bacteria = Italien Osterlich = „Austria“ / Österreich Adenoid Hynkel = Adolf Hitler (ironischerweise sollte später ein Hinkel die Filmpropaganda der Nazis leiten) Benzino Napaloni = Benito Mussolini Feldmarschall Herring = Hermann Göring Garbitsch = Joseph Goebbels (engl. garbage = Müll) In der deutschen Synchronisation heißt Hynkel mit Vornamen Anton. Dadurch verliert er die Anlehnung zu Android. Der in der Originalfassung verwendete Vorname Adenoid kann jedoch auch als Zusammenziehung des Namens „Adolf“ und des Wortes „paranoid“ verstanden werden. Ein Zusammenhang kann auch mit der medizinischen Bedeutung von „Adenoide“ gesehen werden. Hintergrund - Sprache: Hynkels Reden werden auf Tomanisch gehalten. Tomanisch ist eine Art Grammelot, eine vollkommen unverständliche Sprache, die sich dennoch teils aus englisch, teils aus deutsch zusammensetzt, doch der aggressive Tonfall, Mimik und Gestik lassen auf den brutalen Inhalt der Nachricht schließen. Ein Running Gag ist das immer häufigere Auftreten zweier tatsächlicher deutscher Wörter: „Wiener Schnitzel“ und „Sauerkraut“. In der Intonation wird die Sprache des Nationalsozialismus ironisch verarbeitet. Die Schilder und Ladenbeschriftungen im Ghetto sind in Esperanto verfasst. Mehrfach wird ein Kunstwort „Schtonk“ verwendet und mit „… wird abgeschafft“ übersetzt („Demokratie Schtonk! Liberty Schtonk! Free Sprecken Schtonk!“). Helmut Dietl verwendete es 1992 als Titel für seinen satirischen Film über die Hitler-Tagebücher-Affäre. Rezeption - Inneramerikanische Rezeption: Chaplins Werk leistete einen Beitrag zur inneramerikanischen Debatte um den Kriegseintritt der USA. Die New York Times spricht bis heute von dem „vielleicht wichtigsten Film, der je hervorgebracht wurde“. Die Blätter des Pressezaren William Randolph Hearst beschuldigen Chaplin der Kriegshetze. In Chicago wagte aufgrund des hohen Anteils Deutschstämmiger kein Kino die Aufführung des Films, der langfristig aber das finanziell erfolgreichste Projekt Chaplins wurde. Eine meist negativ bewertete Szene im Film ist die, in der KZ-Häftlinge im Konzentrationslager marschieren, was nach Meinung der meisten Kritiker überzogen lächerlich dargestellt wird. Chaplin entschuldigte sich später für diese Szene, er habe nicht gewusst, wie schrecklich es im KZ wirklich war. „Hätte ich von den Schrecken in den deutschen Konzentrationslagern gewusst, ich hätte Der große Diktator nicht zustande bringen, hätte mich über den mörderischen Wahnsinn der Nazis nicht lustig machen können“, schrieb Chaplin Jahre danach in seiner Autobiographie. Rezeption - Als Filmthema: Chaplins Beitrag ermöglichte es anderen Regisseuren die Figur Hitler in lächerlicher Weise darzustellen. Auch Ernst Lubitsch dreht 1942 eine Komödie über den Personenkult und die reale Machtausübung mit Sein oder Nichtsein (nach dem Text Noch ist Polen nicht verloren von Melchior Lengyel). Rezeption - Im Deutschen Reich: Nach Angaben von Budd Schulberg, der unter anderem für die Nürnberger Prozesse Beweismaterial sichtete, hat Hitler den Film innerhalb kurzer Zeit zweimal angefordert. Ob er den Film auch wirklich gesehen hat, ist bisher nicht bewiesen. Öffentlich kam er nicht zur Aufführung, bzw. erst weit später in der Nachkriegszeit (1958). Im Machtbereich des Deutschen Reiches gab es allerdings verschiedene Kopien in unterschiedlichen Sprachen. Titos Partisanen gelang es, eine dieser Kopien gegen einen deutschen Propaganda-Film in einem Wehrmachtskino auszutauschen, Offiziere in dieser Vorstellung beendeten die Vorstellung nach etwa der Hälfte der Zeit und drohten, den jugoslawischen Angestellten, der den Projektor bediente, zu erschießen. Rezeption - Auszeichnungen:Der Große Diktator wurde für fünf Oscars in den Kategorien „Bester Film“, „Bestes Originaldrehbuch“ (Chaplin), „Bester Hauptdarsteller“ (Chaplin), „Beste Originalmusik“ (Meredith Willson) und „Bester Nebendarsteller“ (Jack Oakie) nominiert, ging dann bei der Preisverleihung aber komplett leer aus.
Regie
Darsteller
Charlie Chaplin: Anton Hynkel / Barbier, Paulette Goddard: Hannah, Jack Oakie: Napaloni, Grace Hayle : Madame Napaloni, Reginald Gardiner: Kmdt. Schultz, Billy Gilbert: Feldmarschall Herring, Henry Daniell : Garbitsch, Cyril Ring: Offizier Extra.
Standorte
MCB
Aufnahmedatum
Montag, 14. Oktober 1940
Land
USA
Kamera
Roland Totheroh, Karl Struss.
Länge
120 min