Er ist nicht nur einer der wichtigsten und vielseitigsten Schriftsteller der US-Literatur des 20. Jahrhunderts, sondern auch schon immer ein scharfer Kritiker seiner amerikanischen Heimat.
Stets politisch zu denken hat Eugene Luther Vidal von seinem Großvater mütterlicherseits gelernt, der lange Senator für Oklahoma war und dessen Nachnamen er zu Beginn seiner Schriftstellerkarriere als Vornamen annahm.
Sein Debüt-Roman „Williwaw“ (1946), in dem Gore Vidal als 20jähriger seine Kriegserfahrungen verarbeitete, war so erfolgreich, dass er seine Lektorentätigkeit aufgeben konnte, um als freier Schriftsteller zu arbeiten. Mit „The City and the Pillar “ (1948) geriet er allerdings in heftige Kritik. Die sehr offene Geschichte eines Homosexuellen und Vidals eigenes Bekenntnis dazu schockierte das damalige bürgerliche Amerika.
Danach verfasste er jahrelang Krimis unter dem Pseudonym Edgar Box, schrieb für Theater und Film und erste historische Romane über die Geschichte Amerikas. 1968 gelang ihm mit „Myra Breckinridge“ der Durchbruch zu literarischem Weltruhm.
Seit Beginn der 70er Jahre lebte Gore Vidal den größten Teil des Jahres in Italien. Nach dem Tod seines langjährigen Lebensgefährten kehrte der inzwischen an den Rollstuhl gefesselte Schriftsteller 2004 nach Los Angeles zurück.
Auf 24 Romane, ein halbes Dutzend Theaterstücke, etliche Drehbücher, darunter auch das für den Hollywood-Klassiker „Ben Hur“, mehr als 200 Essays und eine zweiteilige Autobiografie, „Palimpsest“ (1995) und „Point to Point Navigation“ (2006), kann der vielfach preisgekrönte Literat bisher zurückblicken - schweigen will er noch lange nicht.