Der Themenabend stellt mit "Tess" von Roman Polanski ein legendäres Werk der Filmgeschichte vor. Der Kultfilm nach einem Roman von Thomas Hardy erzählt die Geschichte einer jungen unschuldigen Frau, die zur Mörderin wird. Die vorangestellte Dokumentation "Es war einmal ... Tess" beschreibt das soziokulturelle Umfeld zur Zeit des Kinostarts von "Tess", untersucht, wie der erste französische Kinofilm, der in englischer Sprache gedreht wurde, damals beurteilt wurde und warum er noch heute bei zahlreichen Cineasten auf Interesse stößt. Zu sehen sind unter anderem Interviews mit beteiligten Schauspielern, mit dem Regisseur Roman Polanski, mit Kameraleuten und Technikern. Es kommen also diejenigen zu Wort, die den Film geprägt und gemeinsam ein Stück Filmgeschichte geschrieben haben. Im Anschluss an die Dokumentation von Serge July aus der Reihe "Es war einmal ..." steht der Spielfilm "Tess" von Roman Polanski auf dem Programm.
Die Dokumentation aus der Reihe "Es war einmal ..." beschreibt die Entstehungsgeschichte der Verfilmung des Romans "Tess of the d'Urbervilles" von Thomas Hardy durch den Regisseur Roman Polanski. Außerdem ordnet sie den Film in die europäische Kinogeschichte ein und beleuchtet die autobiografischen Bezüge zwischen der Heldin des Films und Regisseur Polanski.
Der Spielfilm "Tess" entstand in den späten 70er Jahren des 20. Jahrhunderts während eines besonderen Moments im Leben und Schaffen des Regisseurs Roman Polanski. Dem Spielfilm liegt der Roman "Tess of the d'Urbervilles" von Thomas Hardy zugrunde, ein Klassiker der englischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Neben der Hauptfigur Tess spielt die Landschaft in dem Film eine zentrale Rolle. Ende der 70er Jahre wird in Europa die Natur als Wert wieder entdeckt. In den bildenden Künsten feiert die Fotografie Triumphe. Roman Polanski schafft mit "Tess" ein post-modernistisches Manifest zu einem Zeitpunkt, als in allen Bereichen der Kultur die Avantgarde angefochten und die Rückkehr zum Subjekt, zum Gegenständlichen, zur Wirklichkeitstreue und zur klassischen Erzählweise gefordert wird.
Die Entstehungsgeschichte des Films, die sich einschließlich Schnitt über mehr als zwei Jahre hinzog, legt auf ihre Weise Zeugnis von dem Bestreben ab, einen "europäischen Film" zu drehen, der es mit der amerikanischen Konkurrenz aufnehmen kann. Zudem war "Tess" der erste auf Englisch gedrehte französische Film. Die Dokumentation aus der Reihe "Es war einmal ..." setzt den außergewöhnlichen, leider viel zu wenig bekannten Film ins richtige Licht. Die Protagonistin Tess ist wie alle Polanski-Heldinnen zugleich Opfer und Täterin. Ihre Handlungen und Unaufrichtigkeiten beschleunigen ihren Fall. Auch wenn "Tess" nicht so stark autobiografisch geprägt ist wie "Der Pianist", eignet sich dieser Film doch hervorragend als Grundlage für ein Porträt des Regisseurs, der sich immer wieder mit den Zufällen des Lebens beschäftigt.