Beethoven scheint sich in seinem letzten Streichquartett Op. 131 von seinem gesamten Werk zu verabschieden. Alle musikalischen Formen, die er bis dahin kreiert hatte, sind in autonome Teile zerlegt und können am Ende des Stückes durch keine kompositorische Logik mehr zusammengehalten werden. Es bleiben Reste – Ruinen einer Musik – die einst modellhaft für das westliche Denken standen. Was traurig wirken könnte, klingt bei Beethoven überaus vital und lebendig, denn er weiß, dass die Kraft zur Erneuerung nur im Zusammenspiel mit dem vom Todestrieb gegebenen Rhythmus gefunden werden kann. Vielleicht geht es auch heute darum: die Kraft zu finden, das Ende unserer Lebensweise zu akzeptieren, es sogar selbst herbeizuführen, damit nach dem Abschied Neues entstehen kann.
In „Op. 131 : End/Dance“ sucht Léonard Engel danach in der Konfrontation mit dem Beethovenschen Gestus, um im Ende des Tanzes einen möglichen Anfang zu finden: alleine, aber unterstützt und inspiriert von der live gespielten Musik, transformiert er seine subjektive Lust zur Zerlegung in einen choreografischen Prozess, der den ganzen Körper als uneinholbaren, freien, pulsierenden Rest präsentiert, und sich jenseits des Imaginären (einer politischen Ideologie, eines feuilletonistischen Programms, einer Theorie, einer Interpretation) empfinden und lesen lässt. Ohne Sinn: Ein leidenschaftliches Denken mit dem Körper, das dann nur noch die Schönheit der Geste zulässt. Für nichts. Endlich. Endlos. Ein Anfang.
laurentchetouane.com
// Credits //
Tanz: Léonard Engel
Musik: Artiom Shishkov, Azadeh Maghsoodi (Violine), Nora Romanoff-Schwarzenberg (Viola), Stefan Hadjiev (Violoncello)
Choreografie: Laurent Chétouane
Kostüm: Sanna Dembowski
Licht: Philippe Gladieux
Musikalische Beratung: Johann Günther
Dramaturgische Beratung: Mikael Marklund, Marten Weise
Produktion: Christine Kammer, Hendrik Unger
Eine Produktion der Beethoven GbR in Koproduktion mit HAU Hebbel am Ufer, Aarhus Teater und Kampnagel Hamburg.
Gefördert durch die Basisförderung der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
Unterstützt durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ Koproduktionsförderung Tanz, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Mit freundlicher Unterstützung von DOCK 11 / EDEN***** Berlin.
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