Ausschnitte der Raumchoreografie die am 09.11.2019 von 09:00 bis 01:00 Uhr durchgehend zugänglich war.
Chora. Growing Time
Das Verhältnis von Zeit und Raum steht im Mittelpunkt von Chora: Wie bewegt uns ein Raum und wie verändert er sich, wenn wir uns in ihm bewegen? Chora sieht jeden Tag anders aus. Performer*innen, Objekte, Videos, Texte und Sound transformieren den Raum. Er bewegt sich zwischen der Präsenz der Körper und dem Phantasma der Bilder und Texte. Alles hat Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft.
Als Besucher*in kommt man in eine Landschaft. Man geht hinein und im Raum umher, man bleibt und hält sich auf, man schaut sich um, hört zu. Man geht wieder. Die Tage werden länger, die Öffnungszeiten schwellen an, die Landschaft ändert sich. Publikum und Performer*innen teilen die Erfahrung einer lebendigen Umgebung.
Artists’ Statement
1. Chora ist eine Raumchoreographie, kein Tanzstück. Sie lebt in ihren räumlichen Bezügen, nicht von einer Dramaturgie. Sie entsteht in den Zwischenräumen von Körpern, Objekten, Bildern, Texten, nicht in ihrer Aufeinanderfolge. Sie umgibt Besucher*innen, sie steht nicht gegenüber. Sie ist plastisch, nicht visuell.
2. In der Live-Performance verbringen die Performer*innen miteinander eine Gegenwart intensivierter Sensibilität – Hören, Aufnehmen, Zulassen. Jede Session ist ein eigenständiger Akt, jedesmal einzigartig. Immer anders findet von neuem das Geschehenlassen von Verbindungen statt.
Der Chor in Chora ist nicht vorausgesetzt, Begegnungen sind kontingent.
3. Die Körper teilen die Bühne: multiplizieren sie, verteilen sie im Raum. Die Bühnen driften und gleiten, die Körper lassen sie ziehen und treiben mit.
4. Der Präsentationsort, das Studio 14, ist das Gravitationszentrum, nicht der Container der Raumchoreographie. Der Raum ist offen, die Performer*innen kommen und gehen aus dem Ausstellungsraum hinaus ins Freie.
Und so wie sich die Performer*innen in den Live-Sessions durch eine Landschaft bewegen, so zieht der Chor in den Videobildern über die Erde. In den Texten setzt er seine Wanderungen fort.
5. Wie die Performer*innen kommen und gehen auch die Besucher*innen: Eintreten, bleiben, wieder hinausgehen, zurückkehren…. Chora ist Aufenthaltsort und Durchgang zugleich. Was für die Performer*innen gilt, gilt auch für die Zuschauer*innen: Jedes Mal von neuem findet ein Geschehenlassen von Verbindungen statt. Es ist nicht garantiert, nicht fixiert und nicht vorausgesetzt. Es lebt.
// Credits //
Idee, Raumchoreografie, Videos, Produktion: Moritz Majce, Sandra Man
Objekte: Moritz Majce
Texte: Sandra Man
Performance: Zoé Alibert, Eli Cohen, Judith Förster, Charlie Fouchier, Assi Pakkanen, Florencia Martina, Gian Mellone, Sonia Noya, Stephan B. Quinci, Laura Siegmund, Maya Weinberg, Natalia Wilk
Sound: Tschajka
Stimme: Frank Willens, Sandra Man
Übersetzung: Anna Galt
Outfit-Adaptierung: Johanna von Raußendorf
Produktion: Patricia Oldenhave
Gefördert von Hauptstadtkulturfonds und Wien Kultur.
Koproduktion: Tanzfabrik Berlin, WUK Wien
Open Spaces
Künstlerische Leitung: Ludger Orlok
Produktionsleitung: Raquel Moreira, Juan Harcha
Organisation: Vincenz Kokot
Kommunikation, Pressearbeit, Redaktion: Felicitas Zeeden
Technische Leitung: Martin Pilz
Das Performanceprogramm der Tanzfabrik Berlin wird gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa und im Rahmen von apap – Performing Europe 2020, kofinanziert durch das Creative Europe Programme der EU.
Mit Die Umsetzung (2011, Localize Festival/Potsdam, 2012 Ballhaus Ost/Berlin) beginnt die künstlerische Zusammenarbeit zwischen Moritz Majce und Sandra Man. Über die gemeinsamen Arbeiten Festung / Europa (2015, Sophiensaele/Berlin), Narkosis (2017, imagetanz Festival/Wien, Open Spaces/Tanzfabrik Berlin), Choros I-VI (2016-2018, Flutgraben/Berlin, Kunstraum Lakeside/ Klagenfurt, Collegium Hungaricum/Berlin, WUK performing arts/Wien, Open Spaces/Tanzfabrik Berlin) entwickeln sie Raumchoreografien: bewegliche Installationen und begehbare Performances. Objekte, Videos, Texte und Performer*innen bilden flüssige Umgebungen für Zuschauer*innen. Im Zentrum ihrer Arbeit steht die Auseinandersetzung mit Natur und Technik. Ihre Raumchoreografien werden international gezeigt und vor allem von der Stadt Wien und Berlin gefördert.
// AutorInnen //
Moritz Majce lebt und arbeitet in Berlin und Wien. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und an der Städelschule in Frankfurt a.M. Mit Sensationen im Alleingang (2005 und 2006) beginnt der Schwerpunkt seiner Arbeit: Das Verhältnis von Kunstwerk und Betrachter*in. Er bearbeitet seitdem in Installationen, Choreographien und Videos die Beziehung von Schauen und Angeschaut werden, den Zwischenraum von Publikum und Werk.
Sandra Man lebt und arbeitet in Berlin, Wien und Obervellach. Nach ihrem Studium der Literaturwissenschaft und Philosophie begann sie als Autorin und Künstlerin zu arbeiten. In Texten, Videos, in der Zusammenarbeit mit Performer*innen beschreibt sie Räume. Ihr Schreiben fließt durch verschiedene Medien, seit Ellipsen (2014) entsteht es vor allem in Zusammenhang mit Raumchoreographien aus Körpern, Objekten, Bildern und Sprache.
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