EIN DREIFACHES HOCH AUF DIE EXISTENZ
EINS
Am Anfang war ein Himmel voller Sonnen. Und die Sonnen waren sich selbst genug und die Planeten drehten ihre Kreise und in der Mitte des Universums klaffte ein schwarzes Loch. Das war sehr klein und sehr leer und es suchte die Nähe der hellen Sterne ringsum und rief sie bei ihrem Namen. Doch als die Sterne näher kamen, fanden sie nichts vor, nur eine Dunkelheit. Und als die Sterne noch näher kamen – denn sie konnten nicht mehr widerstehen – da berührten ihre Strahlen den Rand und verschwanden darin und mit ihnen verschwand alles Licht, bis die Sterne selbst nicht mehr da waren, und das schwarze Loch ein kleines Stückchen größer. So wächst und frisst und breitet es sich aus. Nicht mehr lange wird es dauern, bis seine Ränder auch über unserem Himmel erscheinen. Schau, vom Berg aus können wir es schon sehen. Und wenn wir hindurch treten liegt uns alles offen. Und das ist, wie alles begann.
ZWEI
Am Anfang war das Ende.
Denn wenn nichts mehr ist, ist alles möglich.
Und das ist, wie alles begann.
DREI
Am Anfang war ich ganz allein. Da, wo früher einmal Menschen ein Gesicht getragen hatten, trug ich nur etwas Unbestimmtes, so karg und leer und starr wie die Landschaft rings um mich herum. Eine unbeschriebene Fläche, bereit, gefüllt zu werden. Das war alles, was ich besaß in einer Welt, die schon zerstört war, oder die sich gerade neu erfindet. Und aus zwei Kieselsteinen, die ich in einem ausgetrockneten Flussbett fand, da machte ich mir zwei Augen und setzte sie mir in den Kopf. Und aus einem halb zerfallenen Ast einen Mund, den steckte ich mir an, und aus einer Handvoll Sand, die nahm ich als Gedanken und streute sie mir über meinen Schädel. So lief ich durch die Welt. Und sah durch die Kiesel alles mit der Indifferenz ewiger Mineralien und sprach die Sprache sich zersetzender Organismen. Und dachte Gedanken, die konnte ich nie halten, sie rieselten immer durch das Kinn und durch die Brust wieder auf den Boden. Immer, wenn ich lief und dachte, hinterließ ich eine solche Spur. Einmal, ich machte gerade eine Rast, da kam mir jemand auf diesem Weg entgegen. Und das ist, wie alles begann.
// CAST //
CHOREOGRAFIE, PERFOMANCE: Anja Müller
DRAMATURGIE, TEXT: Dennis Deter
SOUND, PERFORMANCE: Jochen Haker
LICHT: Sandra Blatterer
BÜHNE: Jochen Haker, Anja Müller
KOSTÜM: Lilli Wagner, Anja Müller
PRODUKTIONSLEITUNG: Barbara Greiner
PRODUKTIONSASSISTENZ: Stephanie Königer
MUSEN: Jared Gradinger, Angela Schubot
DANK AN: Lea Martini, André Wunsdorf, Igor Dobricic, Rihanna, Satish Kumar, Wiesenburg, HAU 2, Tanzfabrik Berlin, Uferstudios, DOCK 11/EDEN
// PRODUKTION //
Eine Produktion von Anja Müller in Koproduktion mit PACT Zollverein und SOPHIENSÆLE.
Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds.
Unterstützt durch artblau Tanzwerkstatt Braunschweig und die Rudolf Augstein Stiftung.
ANJA MÜLLER ist Choreografin, Performerin und Musikerin. Nach ihrer Ausbildung im Zeitgenössischen Tanz in Berlin studierte sie Choreografie in Amsterdam und arbeitete als Tänzerin u.a. für Meg Stuart. In ihren eigenen Arbeiten gilt ihr Interesse der Vermischung von Tanz mit anderen Formaten wie z.B. Film, Live-Animation und Konzerten. Sie spielt Schlagzeug in der Post-Punk Band Kala Brisella und ist Teil des internationalen sechsköpfigen Performance-Band-Kollektivs John The Houseband. Zusammen mit dem Orchester der Norrlandsoperan Umea/ Schweden schufen sie im letzten Jahr eine Neuinterpretation von Tschaikowskys Nussknacker, die im November 2017 in Umea uraufgeführt wurde. Anjas letzte Soloarbeit La Mula - A Beatmusical wird seit 2014 europa- und weltweit gezeigt. www.determueller.com
[msb]