Störlaut: ein untergründiges Geräusch, ein Widerstand in der Sinnproduktion, der den harmonischen Ablauf von Ordnungsapparaturen untergräbt.
STÖRLAUT IST EINE STIMMTÄNZERISCHE PERFORMANCE, die sich dieser Unstimmigkeit widmet. Jule Flierl arbeitet an einer futuristisch- spekulativen Neu-Interpretation der Ton-Tänze Valeska Gerts, einer Berliner Grotesk-Tänzerin der 1920er Jahre. Valeska Gert erklärte sich selbst zur ersten Stimmtänzerin der Welt. Ihre Stimmtänze markieren den Übergang vom Stummtanz zum Stimmtanz in der „westlichen“ Tanzgeschichte. Was hat sich durch den Einsatz von Stimme in der Repräsentation und Wahrnehmung von Tänzer_innenkörpern gewandelt? Die Solo Performance teilt sich den begehbaren Raum mit dem Publikum, das Teil einer Landschaft der Dissonanzen wird. Die Solotänze werden gegen den Ausdruck eines authentischen Selbst getanzt, der holistische Körper zersplittert, der Körper der Zukunft macht analog keinen Sinn und bewegt sich in viele Richtungen gleichzeitig. Körperbild und Körper- klang werden durch eine Methodik der Dissoziation voneinander losgelöst. Valeska Gert verachtete die bloße Reproduktion historischen Materials bei ihren zeitgenössischen Kolleg_innen. Wie können ihre historischen Tänze zur Waffe auf dem Schlachtfeld heutiger Diskurse werden? Das derzeitige politische Klima ist beunruhigend, ähnlich angespannt wie in der Zwischenkriegszeit, fake news, Propaganda und post-faktische Diskurse machen Gert‘s Methoden und Herangehensweisen an den Akt des sich Artikulierens wieder aktuell. Störlaut verleibt sich den Tontanz ein und mobilisiert diesen als eine Form der nicht- und außer-sprachlichen Verkündung, wenn andere Formen von Rede versagen. Quietschen, röhren, rattern, stottern, gackern, lechzen, würgen, wimmern und kreischen sind das Material, welches einen anderen Diskurs verlauten lässt, der mit einer emotionalen Direktheit spricht.
// CAST //
KONZEPT, CHOREOGRAFIE, PERFORMANCE: Jule Flierl
DRAMATURGIE: Luise Meier
BÜHNENBILD: Pauline Brun
KLANGKUNST: Sam Hertz
KOSTÜM: Lea Kieffer
PRODUKTION, LICHT: David Eckelmann
// PRODUKTION //
Eine Produktion von CharleroiDanses Brussels, Rencontres chorégraphiques internationales de Seine-Saint-Denis Paris, P-Bodies Festival Leipzig, Goethe Institut, Honululu Nantes, AdK Archiv Berlin, Kunsthaus KuLe Berlin, CND Paris, Zagreb Dance Center und SOPHIENSÆLE.
Mit Unterstützung vom Fonds Transfabrik – Deutsch-französischer Fonds für darstellende Künste.
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