(Un)Domesticated Bodies besteht aus zwei Teilen: Der erste Teil mit dem Titel Two Gal(ah)s ist eine gemeinsame Arbeit zwischen Rosalind Crisp and Susan Leigh Foster, die im Sommer 2017 im Rahmen von OPEN SPACES/SOMMER TANZ gezeigt wurde. Darin wird mit zwei sehr unterschiedlichen Tanzgeschichten gespielt. Im zweiten Teil, Live feed, sind auch andere Tänze (wie von Trisha Brown) und andere Körper: dazu zählen 15 Lehrer, die die Grundlagen von Rosalinds Praxis anreicherten und Hunderte von westlichen zeitgenössischen Tänzern, die über Erfahrungen mit ihrer Methode verfügen. Live Feed wiederum entsteht aus dieser Geschichte, sowohl als soziales Experiment und auch als künstlerische Arbeit. Der Ärger mit Tanz besteht darin, dass Bewegungen ihren eigenen Weg suchen und mit dem Tänzer entkommen wollen. Der Tänzer, verführt von dem Versprechen wie ein Baby getragen zu werden, erliegt, und gibt sofort seine künstlerische Kraft preis. Das geschieht in Milliarden von kaum wahrnehmbaren Momenten. In ihnen allen vollkommen wach zu sein würde den Tänzer wahrscheinlich unter einer Lawine von Eindrücken und Möglichkeiten begraben und alles behindern, ausser das nackte Minimum der Bewegung. Vielleicht bewegen sich Tänzer deswegen so viel: um ihren Körpern zu entkommen. Wie auch immer, in der Unmöglichkeit seine Aufmerksamkeit auf alles zu lenken, das sich ständig im Körper ändert, in diesem Scheitern, diesem Durcheinander, etwas Kunst mag geboren werden. Rosalind Crisp (übersetzt durch Andreas Müller) Rosalind Crisp zeigte ihre Arbeit erstmals 2001 in der Tanzfabrik in Berlin. Sie ist eine der führenden Tanzkünstlerinnen Australiens. Sie unterrichtet, arbeitet und kollaboriert regelmäßig in Berlin, wo sie den künstlerischen Anreiz und die Befreiung von ihrer intensiven Auseinandersetzung mit der sich abzeichnenden Umweltkrise in Australien genießt. Ihre künstlerische Arbeit entsteht aus dem Tanzen, aus ihrer konsequenten Solostudiopraxis und ihren langjährigen Kollaborationen u.a. mit den französischen Tänzern Céline Debyser und Max Fossati, dem australischen Künstler Andrew Morrish, dem deutschschweizer Musiker Bo Wiget, der amerikanischen Tanzwissenschaftlerin Susan Leigh Foster und australische Schriftstellerin/Ökologin Louise Crisp. Im Jahr 1996 gründete Rosalind das Omeo Dance Studio, in dem die experimentelle Tanzgemeinschaft Sydneys seit über zehn Jahren beheimatet ist. Sie hat zahlreiche Preise und Stipendien für ihre Arbeit erhalten, besitzt einen Master of Research der University of Western Sydney und ist Ehrenmitglied der University of Melbourne. Von 2004 bis 2012 war Rosalind die Choreografin des Atelier de Paris-Carolyn Carlson in Paris, wo sie intensiv mit der Tanzwissenschaftlerin Isabelle Ginot zusammenarbeitete. Im Jahr 2016 verlieh ihr das französische Kulturministerium einen Chevalier de l’Ordre des Arts et Lettres. Zu ihren prägenden Einflüssen zählen Mary Fulkerson, Lisa Nelson, Eva Karczag, Jennifer Monson, George Sparks, Wendell Beavers, Susan Leigh Foster, Val Plumwood, und eine 30 jährige Studio – Praxis, durch die sie eine originelle Reihe von Performance-Arbeiten und ein Feld choreografischer Prinzipien und Werkzeuge, die es Tänzern ermöglichen, ihre verkörperten Bewegungsgeschichten zu hinterfragen. omeodance.com Céline Debyser begann im Alter von 8 Jahren zu performen. Sie studierte zeitgenössischen Tanz am renommierten Conservatoire Supérieur de Musique et de Danse in Paris und schloss ihr Studium 1995 ab. Sie arbeitete für viele europäische Choreografen, darunter Hervé Diasnas, Jean-François Duroure, Bruno Pradet, Richard Mouradian, Françoise Murcia, Mié Coquempot, Odile Duboc, Erika Zueneli, Katalin Patkaï, Lionel Hoche, Miriam Gourfink. Durch diese Begegnungen ist ihr Interesse an der Körper-Arbeit gewachsen. Ihre langjährige und kontinuierliche Zusammenarbeit mit Rosalind Crisp, seit 2007 sowohl Tänzerin als auch Assistentin, hat ihren kreativen Prozess beeinflusst. Sunniva Vikør Egenes ist eine Performerin mit Sitz in Berlin. Sie arbeitete u.a. mit Martin Nachbar, Anne-Mareike Hess & Isabelle Schad zusammen. Sunniva lernte Rosalind Crisp zum ersten Mal kennen als sie als Studentin in Rosalinds Arbeit bei Trinity Laban in London im Jahr 2009 auftrat. Seitdem hat sie ihre Arbeit in Workshops und Labors verfolgt und dies hatte einen großen Einfluss auf ihre eigene künstlerische Arbeit. Sie ist sehr gespannt zu sehen, dass „Live Feed“ zum Leben erweckt wird und um weiter zu verstehen wie die Praxis in ihrem eigenen Körper innewohnt. Max Fossati: Nachdem er das offizielle französische Lehrdiplom erhalten hat, studierte er am National Choreographic Centre (CCN) Angers und dann an der Schule des CCN Montpellier. Seit 2002 beteiligt er sich an den Projekten von Alban Richard als Solotänzer und Assistent. (Seit September 2015 ist Richard Direktor von CCN Caen). Weitere Choreografen, mit denen er zusammengearbeitet hat sind Camille Cau, Lionel Hoche, Olivia Granville, Gabriel Hernández, Osman Khelili, Odile Duboc, Virginie Mirbeau, Françoise Tartinville und zuletzt Christine Gaigg in Wien. Seit 2008 arbeitet Max mit Rosalind Crisp zusammen, performt in vielen ihrer Werke und tourt mit ihrer Kompanie in ganz Frankreich und Australien. Anna Nowicka ist Tänzerin und Saphire®-Practitioner und verbindet in ihrer künstlerischen Forschung die Arbeit mit Bildern, Traumprinzipien und einem aufmerksamen Körper. Sie erweitert diesen kaleidoskopischen Ansatz im Rahmen ihrer Promotion an der polnischen Filmhochschule in Łódź. Annas Arbeit wurde mit dem DAAD-Preis, der Studienstiftung des Deutschen Volkes und dem Tanzstipendium der Stadt Berlin ausgezeichnet. Ihre Forschungsarbeit ist nur durch die kontinuierliche Unterstützung der Art Stations Foundation in Posen möglich. Anna unterrichtete u.a. für Meg Stuart, Tanzfabrik, SMASH Berlin, HZT Berlin und für die Alternative Academy of Dance in der Art Stations Foundation in Poznań. annanowicka.com Marco Wehrspann studierte Theatertechnik in Berlin, arbeitete u.a. für Berliner Festspiele, documenta, als technischer Leiter des brut/ Wien, als Projektleiter für die EXPO2000, Jahrhunderthalle Bochum, Ruhrtriennale & Tanzmesse NRW. 1994 begann er in der Tanzfabrik zu arbeiten und war dort verantwortlich für die Technik zw. 1997-2001. Seit 1996 entwirft er Licht und betreut seitdem Tanzkompagnien auf Tournee weltweit (u.a. für Fabrik Potsdam; Germaine Acogny/ Jant-Bi, Jeremy Wade, NEUER TANZ,..). Marco traf Rosalind Crisp im Jahr 2001, als sie ihre erste Arbeit in der Tanzfabrik Berlin zeigte. Seit 2002 arbeitet er als Lichtgestalter & Technischer Leiter für Rosalind Crisp/ Omeo Dance. luxfuchs.de [Quelle: Abendzettel] {MHr}