Künstlerische Leitung, Idee, Bühne: Jutta Hell, Dieter Baumann Inszenierung, Choreografie, Kostüm: Jutta Hell TänzerInnen, Choreografie: Mercedes Appugliese, Anja Sielaff, Dieter Baumann, Carlos Osatinsky Live-Musik, Komposition: Alexander Nickmann Lichtdesign: Fabian Bleisch Produktionsleitung: Inge Zysk Kommunikation: k3 berlin Eine Produktion der Tanzcompagnie Rubato, Berlin, mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Berlin, gefördert durch den Fonds Darstellende Künste e.V. Berlin, in Kooperation mit Studio Sonic, Uferstudios Berlin. Draußen tobt die Welt, und in unserem Inneren? flirren ... Angst ist zu einer bestimmenden Konstante in unseren westlichen Gesellschaften geworden. Ist der – nur empfunden oder tatsächlich – zunehmende Verlust der Kontrolle über das eigene Leben und die eigene Zukunft die Quelle? Die ersten zwei Dekaden des 21. Jahrhunderts – 9/11, die Finanz- und Bankenkrise, die Terroranschläge in den Großstädten Europas, die weltweiten Flüchtlingswanderungen über Land und Meer, die globalen Umweltprobleme, das massenhafte Aufkommen rechtsradikaler Bewegungen, die fortdauernde oder sich vertiefende Spaltung in arm und reich – haben das Lebensgefühl vieler Menschen tief mit Verunsicherung durchsetzt. Die Tanzcompagnie Rubato beschäftigt sich in flirren erneut mit aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen, die grundsätzliche Fragen aufwerfen, über die Vokabeln des politischen Diskurses und deren Bedeutung für den Körper und das innere Sein. "Man kann die Angst mit einem Schwindel vergleichen. Wer in eine gähnende Tiefe hinunterschaut, dem wird schwindlig. Doch was ist die Ursache dafür? Es ist in gleicher Weise sein Auge wie der Abgrund. Denn was wäre, wenn er nicht hinunter gestarrt hätte?" (Søren Kierkegaard). Der Schwindel, der entsteht, ist die Angst vor dem Unbekannten. In diesem Unbekannten liegt eine Möglichkeit. Ergreifen wir sie oder geben wir dem Schwindel nach und wenden unsere Augen ab? Und was hat es damit auf sich, wenn der Philosoph Søren Kierkegaard den Begriff Angst in einen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Begriff Freiheit bringt? flirren transformiert diese Ambivalenz in Choreografie, untersucht innerliche und äußerliche Angstmuster und -reflexe. Die DarstellerInnen gehen als individuelle Körper und als Gruppe durch verschiedene Körper- und Bewegungszustände, Emotionen und Energieformen. Wo ist der Weg? Jean-Paul Sartre sah diese Chance, aus dem Angstkosmos des Lebens auszubrechen: Der Mensch müsse sich dem anderen zuwenden, nur der andere Mensch, das Gegenüber, könne Halt versprechen. flirren, Tänze der Angst und der Freiheit. Die Berliner Tanzcompagnie RUBATO wurde 1985 von Jutta Hell und Dieter Baumann gegründet. Bis heute entwickelten sie in unterschiedlichsten Künstlerkonstellationen und Kulturen 58 abendfüllende Stücke, die auf zahlreichen Tourneen rund um die Welt gezeigt wurden. 1989 - 92 arbeiteten sie mit Gerhard Bohner zusammen und erhielten 1992 den Förderpreis für Darstellende Kunst der Akademie der Künste Berlin. 1993, 1997 und 2005 entstanden Koproduktionen mit dem "steirischen herbst" in Graz. Seit 1995 kontinuierliche Arbeitsaufenthalte und Ko-Produktionen in China (Guangdong, Peking, Hongkong, Shanghai, Shenyang, Yunnan Province). Seither entstanden u.a. "Person to Person" (2002), ein Duett mit Dieter Baumann und der chinesischen Startänzerin Jin Xing, ein Auftragswerk des Haus der Kulturen der Welt, 2003 "zukunft_erinnern¬_Baumann_ Bohner_Solo mit Videofragment", im Auftrag der Akademie der Künste, Berlin. 2004 wurde in den USA das Stück "America! question" mit sechs amerikanischen TänzerInnen entwickelt und tourte dort in Atlanta, Houston, San Francisco, Boston, New York. 2005 wurden zwei Auftragswerke für das Berliner Haus der Kulturen der Welt realisiert: SHANGHAI BEAUTY mit 14 chinesischen TänzerInnen und EIDOS_TAO. 2006 war SHANGHAI BEAUTY die erfolgreichste Produktion im Schweizer STEPS – Festival. Die Kulturstiftung des Bundes ermöglichte 2009 / 10 ein Projekt mit sechs unabhängigen Tänzern/Choreografen aus Shanghai, Peking und Guangzhou. "Look at me, I ́m Chinese" entstand und wurde beim Internationalen Tanzfest Berlin "Tanz im August" im RADIALSYSTEM V uraufgeführt. "The Swatch Art Peace Hotel Residency Program" wählte 2012 die Tanzcompagnie Rubato, Hell und Baumann, als erste Choreografen/Tänzer, für eine viermonatige Residenz in Shanghai aus."Two Figures in a Landscape" und "Happiness" entstanden in Kooperation mit der Tänzerin/ Choreografin Li Ling Xi und dem britischen bildenden Künstler Jonathan Baldock. Das Video "Two Figures in a Landscape" wurde 2015 auf der Biennale di Venezia präsentiert. 2015 feierte die Tanzcompagnie Rubato ihr dreißigjähriges Bestehen. 2017 entstanden mit zwei unterschiedlichen Künstlerteams zwei Editionen von "Eadweard ́s Ear", ein Projekt unter der künstlerischer Leitung von Penelope Wehrli. Das Rubato Projekt > flirren < feiert im November 2017 Premiere. Für 2018 ist das Stück "Figures in a Landscape", für 4 chinesische und 4 europäische Tänzer*innen in Vorbereitung, gefördert vom Hauptstadtkulturfonds. Außerdem wird die legendäre Choreografie von Gerhard Bohner, "SOS", mit Hilfe des Tanzfonds Erbe und der Akademie der Künste, Berlin, mit neuer Besetzung wiedereinstudiert. Die Tanzcompagnie Rubato wird seit vielen Jahren kontinuierlich durch die Förderung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Berlin, unterstützt. www.tanzcompagnie-rubato.de MHr
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