Idee + Umsetzung: Moritz Majce + Sandra Man
Stimme: Christine Börsch-Supan
Tanzsolo: Charlie Fouchier
Raumchor: Ayam Am, Sasha Amaya, Zoé Alibert, Philipp Enders, Falk Grever, Katherine Gorsuch, Valérie Kommer, Julia B. Laperrière, Sonia Noya, Benjamin Pohlig, Susi Rosenbohm, Fausta Scarangella, André Uerba, Marie Zechiel
Videos mit Zoé Alibert, Irene Anglada Espadaler, Claire Bathgate-Petersen, Christine Börsch-Supan, João Cidade, Juan Corres Benito, Xenia Dwertmann, Philipp Enders, Charlie Fouchier, Maria Gorbunova, Katherine Gorsuch, Vanessa Gorsuch, Junko Iwahashi, Carolin Kipka, Valérie Kommer, Leyton Lachman, Nicole Michalla, Alba de Miguel, Susi Rosenbohm, Sylvana Seddig, Sami Similä, Young-Won Song, Maria Torrents, Sinja Völl, TingAn Ying, Flavia Zaganelli, Marie Zechiel
Lichttechnik: Martin Pilz
Produktion: Katharina Wallisch
Produktionsassistenz: Rasmus Bell
Mit Dank an: Enrico L’Abbate und Nir Vidan für erste Versuche zu Blick und Tanz, Lakeside Laberstes GmbH Klagenfurt für die Unterstützung bei den Videoaufnahmen mit einer Drohne und an Franz Habich für die Steuerung, Agrargemeinschaft Nachbarschaft Söbriach in Kärnten/Koroška für den freundlichen Zugang zu einer ihrer Almen.
Eine Produktion von Moritz Majce + Sandra Man, gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds, unterstützt von der Tanzfabrik Berlin.
Open Spaces#3-2017
Künstlerische Leitung: Ludger Orlok
Produktionsleitung: Juan Gabriel Harcha
Produktionsassistenz: Annika Basten
Organisation: Vincenz Kokot
Kommunikation: Ann-Christin Schwalm
Pressearbeit, Redaktion: Nora Gores
Technische Leitung: Martin Pilz
»Open Spaces« ist ein Format der Tanzfabrik Berlin, das gefördert wird durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, apap – Performing Europe 2020 und das Creative Europe Programme der Europäischen Union.
NARKOSIS
Raumchoreographie in drei Teilen
Narkosis ist die Stelle, an der sich das Auge in seine Höhle dreht. An der ich anders zu sehen beginne. Ein Schauen, das in mir etwas anderes öffnet, ein neuer Raum entsteht. Ein Weltraum aus Körperhöhlen, in sich verschlungenes Innen und Außen, leuchtendes Echo eines künstlichen, ursprünglichen Schlafs. In jedem Ich scheint seine Stille, in jedem Blick spiegelt sich Trunkenheit. Im Halbdunkel zwischen Bildern und Körpern, Hören und Sehen, zwischen mir selbst und den anderen schwebt Narkosis als Raum und als Zustand.
In drei Choreographien verändert sich der Zuschauerraum, Blicke sind der Stoff seiner Verwandlung. Die Arbeit hat ihren Ausgang im Mythos von Narziss und Echo aus den Metamorphosen von Ovid: Narziss blickt in die Quelle und verliebt sich in sein Spiegelbild. Wie schaut er dabei? Welchen Blick hat er? Was passiert in diesem Sehen? – Narziss ist verliebt. Er versinkt ins Schauen, er geht auf im Anblick, er macht nichts anderes außer zu sehen, er schaut ganz genau, jedes Detail im Bild zieht ihn an. Er vergeht in diesem Anblick, er verliert und vergisst sich darin. Sein verliebter, begehrender Blick ist selbstvergessen, er weiß nicht, wen er sieht, er sieht nur. Es ist ein reiner, trunkener Akt des Sehens, Begehren, das im Schauen liegt, die Anziehung greifbar im Sehstrahl. Er sieht und sieht sich nicht. Auch Echo ist verliebt und schaut. Ganz Antwort ohne Anfang wartet sie hörend auf ein erstes Wort von Narziss und schaut ihn an, schaut ihm die ganze Zeit zu, kommt ihm sehend nahe. Nachdem er sie zurückgewiesen hat, verliert sie ihr Gesicht, verwandelt sich aus Scham in eine Höhle, ganz Stimme ohne Körper; Klang ohne Anblick, wird sie überall gehört, aber nicht mehr gesehen.
Narziss und Echo sind Zuschauernamen: selbstvergessenes Versinken, Aufgehen, sich Überlassen, verliebte Hingabe, alles umfassendes Sehen. Von oben betrachtet findet Narkosis in einem Auge statt. Von der Seite spiegelt es sich in zwei Projektionsflächen. Im Zentrum kreist es um sich selbst. Im Zuschauerraum schaut es sich an. In Narkosis sind Blicke wie Drogen. Nehme ich sie, bin ich Teil einer allgemeinen Sehbewegung. Ich verwandle mich in eine Zuschauende. Ich kann mit dem ganzen Körper ins Schauen sinken, mich heranzoomen, meine Blicke ruhen, schweifen, gleiten, mich anschauen lassen und die Augen schließen, hören, innere Bilder sehen. Mein eigenes Sehen sehen.
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