Sasha Waltz und ihre Gäste führen uns auf ihrer „Reise durch Innenräume“ nach Küche, Bar und Bad diesmal in ein Schlafzimmer, gleich einer lebensgroßen Puppenstube. Dieser Raum mitsamt seines Mobiliars Bett, Schrank, Tisch, Stuhl und Nachttischschränkchen entstand als stilisierter Nachbau eines Pariser Hotelzimmers, in dem die Proben ihren Anfang nahmen. Die Parallel- und Außenwelt zu diesem Ort der Enge ist der Hof des Hauses. Zwei Musiker übernehmen die Rolle von Erzählern, die am Ende selbst Teil der Geschichte werden.
„…Die Figuren, die sich, wie von einer riesigen Hand hineingesetzt, diese Raumschachtel aneignen und von ihr abgestoßen werden, sind mechanische Aufziehpuppen, die sich selbst nur am Widerstand zu spüren vermögen, den ihnen die Dingwelt entgegensetzt; und deshalb permanent aus- und einräumen, sich an- und umziehen, gebannt und verrannt in Wiederholungszwänge und eine leerlaufende Motorik, sich die Seele wundstoßen an der Welt und aneinander… Wie mit sperrigen Utensilien, so gehen diese schlaflosen Träumer miteinander um, hantieren in panischer Trance, angetrieben von einem kalten Fieber und der wehmütigen Musik von Tristan Honsinger und Mola Sylla, immer kurz vor dem Zerspringen, wie eine überdrehte Uhrfeder. Und nur wenn diese Puppen ihre Stube verlassen und ins Freie gelangen, finden sie unversehens einen gemeinsamen Rhythmus; ohne sich näher zu kommen, schwingen ihre kalten Herzen gleich. Dann tanzen sie zum ironisch-elegischen Finale eine Ecossaise mit Cello und afrikanischen Gesang. Fremde unter Fremden, gemeinsam einsam und nur durch eine unbestimmte Sehnsucht vereint.“
REGIE, KONZEPT: Sasha Waltz
CHOREOGRAPHIE, TANZ: Nasser Martin-Gousset, Takako Suzuki, Cécile Mertens, Bo Madvig, Sasha Waltz
MUSIK / KOMPOSITION: Tristan Honsinger (Cello), Mola Sylla (Gesang)
BÜHNENBILD: Thomas Schenk, Sasha Waltz
KOSTÜM: Annette Bätz
LICHTDESIGN: André Pronk
TECHNISCHE LEITUNG: Max Stelzl
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