Zwoisy Mears-Clarke arbeitete für zwei Jahre als Ingenieurin in einer Firma mit 50 Männern um die 50, die in der Mittagspause am liebsten Fleischsalat und Buletten aßen und ab 11 Uhr mit „Mahlzeit“ grüßten. Rike Flämig aus Leipzig fand das absurd. Aß sie doch das letzte Mal Jagdwurst vor der Jahrtausendwende. Zwoisy dachte jedoch, das sei hier normal.
Ausgehend von dieser Schlüsselerfahrung hinterfragen die beiden in ihrer Produktion Fleischsalat Konzepte von „Normal“ und „Unnormal“, Stereotypen und Normativität. Sie analysieren Mechanismen von „Othering“ anhand von Beispielen aus der deutschen Kolonialgeschichte und dem Prozess der deutschen Wiedervereinigung. Mit ihren Körpern recherchieren sie Wirkungsweisen von Alltagsrassismen und Mikroaggressionen.
Glossar: Mikroaggressionen werden nach Derald Wing Sue verstanden als kurze Äußerungen in alltäglichen Begegnungen, die das Gegenüber auf Grund seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe degradieren ohne bewusste Absicht. Wie etwa: „Du kommst aus Sachsen? Das hört man ja gar nicht.“ Der Begriff „Othering“ benennt den Definitionsprozess, in dem eine herrschenden gesellschaftliche Gruppe eine andere Gruppe von außen distanzierend als „anders“ definiert, ist u.a. in den postkolonialen Texten Edward Saids und Johannes Fabians zu finden und kann mit "VerAnderung" (Julia Reuter) übersetzt werden.
PERFORMANCE, KONZEPT: Rike Flämig, Zwoisy Mears-Clarke
SOUND ENVIRONMENT: Martyna Poznańska
KOSTÜM: ka:oz mode (Anna Hentschel)
LICHTDESIGN: Emesce Csornai
VIDEO: Felipe Frozza
DRAMATURGIE: Maja Zimmermann
DRAMATURGISCHE BERATUNG: Gabi Beier, Philipp Khabo Koepsell
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