Martin Hansen: BASTARDS
Martin Hansens Arbeit beschäftigt sich mit den Möglichkeiten der Neugestaltung von Geschichte und den Ökonomien der Zeit im Theater. Wenn wir akzeptieren, das Vergangenheit keine feste Größe oder unveränderliche Tatsache, sondern eher Gegenstand der konstanten Neuerfindung ist - was sind dann die Voraussetzungen, um sie zu lesen?
Laura, die weibliche Protagonistin in Chris Markers Film Level 5, spricht über virtuelle Realität, als sei es ein Schlachtfeld - ein Ort, an dem man auf Geister und Störungen trifft. Das Spiel, das sie programmiert, versucht den Ausgang der Schlacht von Okinawa zu verändern, des letzten Kampfes im 2. Weltkrieg. Während sie im Netz umherirrt, trifft sie auf ihren toten Geliebten.
In Bastards ist das Theater nur eine verlassene Baustelle, modelliert mit Leerstellen und Rissen. Ania Nowak, Cécile Bally und Martin Hansen bewegen sich durch diese verfallene Landschaft, die aus vergessenen Anwesenheiten und beschleunigter Zeit komponiert ist. Sie beschwören die einst radikale Geste von Zusammenbruch, Zerstörung und Widerstand herauf, während ihre speziellen Geschichten auf der Suche nach Spuren eines revolutionären Versprechens auf die Gegenwart einstürzen.
Die Künstler_innen arbeiten primär mit Dokumenten, die sie im Internet gefunden haben. Sie untersuchen, wie dieses unendliche Archiv zurück in die Vergangenheit spricht und diese Bild für Bild verwandelt. Irgendwo am tiefen Grunde des Internets ist Tanzgeschichte nur ein Stapel von Bytes. Ein kurzes, stilles, namenloses, loopendes Bild.
// ENGLISH //
Bastard: a swearword for any situation and an antiquated term for illegitimate children. The dance trio around Martin Hansen adopts the facets of a bastard, identifies themselves with the unwanted, the inconvenient and the unfavorable – and looks at the history of dance. What is inherited, what is passed on? How is the canon formed and who constructs the linearity? The bastards pose the uncomfortable question, search for the marginalized and build a dazzling future.
KONZEPT: Martin Hansen
VON UND MIT: Cécile Bally, Ania Nowak
DRAMATURGIE: Mateusz Szymanówka
LICHTDESIGN: Gretchen Blegen
KOSTÜM, AUSSTATTUNG: Melanie Jame Wolf
PRODUKTIONSLEITUNG: ehrliche arbeit - freies Kulturbüro
Eine Produktion von Martin Hansen in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE.
[msb]
http://tanzforumberlin.de/981.php
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