Ein Ballettabend gewidmet dem revolutionären Grandseigneur des Tanzes Igor Strawinsky. Im Fokus stehen drei Märchen choreografiert von Marco Goecke, Demis Volpi und Sidi Larbi Cherkaoui. Mit einer Neuversion und zwei Uraufführungen vom Avantgardeballett über narratives Handlungsballett bis zur üppig ausgestatteten Tanzpoesie wird das STUTTGARTER BALLETT auch der Stiluniversalität von Strawinskys Musik gerecht. »Der Gesang der Nachtigall« von Goecke: Marco Goecke löst sich in seiner Choreografie zu "Le Chant du Rossignol" am weitesten von der ursprünglichen Geschichte. Die Erzählung von dem kranken chinesischen Kaiser, der durch den Gesang der Nachtigall den Kampf mit dem Tod überlebt, ist rein auf das Vogelsymbol konzentriert. Die Assoziation Flügel schlagender, flatternder Wesen erweckt Goecke mit Bewegungen des kompletten Körpers. Seine Choreografie ist geheimnisvoll, mystisch: "Nimmt man einen aufgeregten Vogel in die Hand, spürt man das Zittrige, das Knochige, aber auch das Federleichte. Es ist eine beeindruckende Zerbrechlichkeit, gepaart mit einer Kraft, die gar unseren Traum des Fliegens noch erlaubt… Vielleicht befindet sich dieses Stück in der Luft! Denn es ist nur ein Hauch!" (Marco Goecke). Demis Volpis »Geschichte vom Soldaten«: Die erste Uraufführung des Ballettabends stammt von Hauschoreograf Demis Volpi. Als Spiel im Spiel inszeniert der junge Argentinier seine Geschichte um den Soldaten, der seine Geige - und damit seine Seele - dem Teufel verkauft. Eine konkrete Bildlichkeit, die man von Naiver Kunst kennt, ist Volpis Sprache. Mit Requisiten wie Truhenschränke und Attrappen erzeugt er die Atmosphäre einer Wanderbühne. Mit dem Teufel, grandios getanzt von Alicia Amatriain, triumphiert das Dämonische. Alicia ist Siegerin des Kampfes zwischen Gut und Böse und das raffinierte Herz der Choreografie. »Feuervogel« von Cherkaoui: Der flämisch-marokkanische Ausnahmekünstler Sidi Larbi Cherkaoui wird derzeit in den Medien als einer der besten Choreografen Europas gefeiert. Mit dem "Feuervogel" kreierte er zum ersten Mal ein Stück für eine deutsche Tanzkompanie. Cherkaoui übersetzt das russische Volksmärchen in einzelne poetische Bilder. Es sind Metamorphosen, in denen der Feuervogel für Leben, Tod und Wiedergeburt steht. Lava als Metapher für die schönen und zerstörerischen Energien des Lebens, federleichte, flügelähnliche Stoffbahnen, weiße Federn in abstrakten Landschaften, ein verspiegelter Vulkan. Das ist Cherkaouis Feuervogel - elegant, außergewöhnlich, ein Fest der Sinne. [jup] http://www.3sat.de/page/?source=/musik/182840/index.html [Zugriff am 13.10.2015]