"Tempus Fugit" ist eine Fernsehadaptation der Choreografie des marokkanischstämmigen Flamen Sidi Larbi Cherkaoui und des Ensembles "Les Ballets C. de la B." Die Heldin des Stücks, die von einem unsichtbaren Wesen verfolgt wird, begegnet einem Prinzen.
Dieser verliebt sich unsterblich in sie, doch sie zieht ihm einen anderen Mann vor. Bald wird die junge Frau von ihrer Vergangenheit eingeholt... Ort der Handlung ist der wunderschöne Palmenhain von Marrakesch. Für das Stück hat sich Sidi Larbi Cherkaoui von populären indischen Filmen inspirieren lassen. Wie in diesen melodramatischen Streifen mischen sich auch in der Choreografie Tanz, Gesang, Musik und Zauberhaftes, und die Konflikte entspringen aus der Konfrontation von Tradition und Moderne. Immer wiederkehrendes Thema bei Cherkaoui ist die Toleranz zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen. In seinen Inszenierungen gehen Tanz und Musik immer wieder eine besondere Verbindung ein. In "Tempus Fugit" mischt er verschiedene Tanzstile wie orientalischen Bauchtanz, indischen Barathya Natyam oder Irish Step. Begleitet werden die Tänzer mit Weltmusik der marokkanischen Gruppe "Weshm" um Nadjib Cherradi. Italienische, korsische, albanische, afrikanische und arabische Musik öffnet das Stück für unterschiedliche stimmliche und kulturelle Horizonte und laden den Zuschauer zu einer Reise in die Zeit ein.
Über das Thema seines Stückes sagt Sidi Larbi Cherkaoui in einem Interview: "In 'Tempus fugit' beschäftige ich mich mit dem Verhältnis, das der Einzelne zu der Zeit hat. Zum einen ist die Zeit etwas sehr Universelles, aber zum anderen ist sie eine sehr persönliche und emotionale Empfindung. Denn es scheint mir, dass wir die Zeit als etwas zu Abstraktes begreifen. Als Kinder denken wir an die Zukunft, an den Zeitpunkt, wenn wir groß sind, und als Erwachsene wenden wir uns der Vergangenheit zu und erzählen davon, wie es früher war. In 'Foi' habe ich nicht nur versucht von der Religion zu sprechen, sondern vom Glauben und von einem kollektiven Bewusstsein. Die Zeit ist also auch in Beziehung zum Glauben zu verstehen: man glaubt an bessere Tage, die dagewesen sind oder noch kommen werden. Es liegt auch etwas Unwiderrufbares in der Zeit. Wie kann man sich dieser Tatsache künstlerisch annähern, dass die Zeit nicht rückgängig zu machen ist? Muss man sich als Opfer der Zeit fühlen? Ich selbst hätte gerne oft mehr Zeit. Ich habe mir immer gewünscht, dass mir die Zeit nicht von Gott gegeben ist, der mir seinen Willen überstülpt, sondern dass ich die Zeit selbst zu meinem Komplizen machen könnte. Denn ich bin überzeugt, dass wir die Zeit an unsere eigene Persönlichkeit anpassen können, wenn wir sie zu beherrschen wissen und wenn wir unsere eigene Wahrnehmung von Zeit ändern. (...) Ich glaube, dass die Vergangenheit und die Gegenwart eins sind. Früher gab es die Pest und die Kreuzzüge, heute leben wir in Zeiten von AIDS und dem Krieg gegen die so genannte Achse des Bösen. Das Wort Zivilisation hat dabei nichts zu bedeuten, denn zu jedem Zeitpunkt und an jedem Ort der Geschichte gibt es eine Zivilisation. Wir sind nie weiter in der Zeit voraus, wir sind nur anderswo."
(Quelle: http://www.arte.tv/de/tempus-fugit/908470,CmC=908468.html)
10.08.2015 sus
Ali Ben Lofti Thabet, Christine Leboutte, Damien Jalet, Isnelle da Silveira, Lisi Estaràs, Marc Wagemans, Nam Jin Kim, Nicolas Vlydyslav, Serge Aimé Coulibaly, Sidi Larbi Cherkaoui, Les Ballets C de la B