"Modalverben sind die Arten des Seins, durch die ein Wesen sich lebt."
Giorgio Agamben Inspiriert vom Sprachen-Mix des alltäglichen Berliner Stadtlebens widmet sich die Choreografin Jasna L. Vinovráki in ihrer Soloperformance Modal Verbs dem Verhältnis von Sprache und Körper und enthüllt, wie diese eine Wortklasse unser Verhalten und Dasein strukturiert und modifiziert. In wohl keiner Sprache sind die Modalverben müssen, sollen, dürfen, können, wollen und möchten für sich alleine mit einem konkreten Inhalt gefüllt, strukturieren aber grundlegend unser Sein und damit auch unser Erleben. In wohl jeder Sprache wiederum stehen sie für die Möglichkeiten und Bedingungen, in denen wir denken und leben. Wahlweise drücken sie eine Fähigkeit (ich kann), eine Notwendigkeit (ich muss), eine Erlaubnis (ich darf), eine Pflicht (ich soll), einen Wunsch (ich möchte), ein Begehren oder auch eine Absicht (ich will) aus. Als tägliche Wegbegleiter modifizieren sie unser Erleben, treffen Aussagen über den Sprecher und beeinflussen unsere körperliche Haltungen. Sprache im Allgemeinen und Hilfsverben im Besonderen sind formend und prägen das hervorbringende Subjekt - kulturelle Besonderheiten aber auch Gemeinsamkeiten spiegeln sich im sprechenden Körper wider.
In ihrer Solo-Performance widmet sich die Berliner Choreografin Jasna L. Vinovráki diesen sogenannten Hilfsverben und untersucht, wie sich ihre verschiedenen Modalitäten auf das menschliche Sein auswirken. Wie spiegelt sich die Grammatik im Körper wider? Welche Haltungen nimmt der Körper ein? Was offenbart Sprache über den Sprecher? Geschickt wie gekonnt zwischen den Sprachen Englisch, Deutsch und Kroatisch wechselnd, durchläuft Vinovráki in der streng rhythmisierten Choreografie Modal Verbs diese "Arten des Seins, durch die ein Wesen sich lebt." Dies gilt gleichermaßen für den Lebens- wie auch den Theaterraum. In einem reduzierten Setting wird Vinovrákis Körper zum Spielball der Sprache(n) und ihrer körperlichen Ausdrucksformen und Verhaltensmustern. Spielerisch dringt die Performerin dabei zu verborgenen Ebenen der Sprach-Kultur vor und enthüllt ihre gesellschaftliche Funktion.
Choreografie, Performance: Jasna L. Vinovrški
Dramaturgie: Katja von der Ropp
Choreografische Mitarbeit: Sonja Augart
Mitarbeit Ausstattung: Clément Layes
Lichtdesign: Martin Beeretz
Presse & Produktion: björn & björn
Eine Produktion von Public in Private / Jasna L. Vinovrški. Gefördert durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten. Unterstützt durch die Uferstudios GmbH.
[jup/msb]
https://www.tanzforumberlin.de/produktion/modal-verbs-i-must-i-should-i-may-i-can-i-will-and-i-want/ [25.03.2020]