eit einigen Jahren arbeiten wir, Christine Gaigg und Bernhard Lang, an einer Loop-Grammatik, die Musik und Tanz strukturell verbindet. Einige der Arbeiten dieser TRIKE-Serie bilden elektronische Musik und Bewegung aufeinander ab, so etwa TRIKE spring, summer, winter (2004), andere kommen völlig ohne Technologie aus, wie TRIKE (2005), in dem die SchauspielerInnen des Theater am Neumarkt Zürich und Tänzerinnen von 2nd Nature eine bewegliche Landschaft aus visuellen und akustischen Rhythmen kreierten, ohne dass Sound zugespielt wurde. Andere Stücke der Serie setzten sich gerade mit jener Technologie auseinander, an die das Verfahren des Zerschneidens und Wiederholens kurzer Sequenzen angelehnt ist, der computergesteuerten Video-Wiederholung ' dem «Visual Loop Generator».
Die erste Aufführung, der Prototyp, in dem diese Reibung mit der Maschine thematisiert wird, hieß V-TRIKE, und wurde in einer ersten Fassung 2007 im Kaaitheater Brüssel uraufgeführt und danach in Zusammenarbeit mit dem Institut für Elektronische Musik IEM Graz (Winfried Ritsch und Johannes Zmölnig) und der Tänzerin Veronika Zott mit jeder Aufführung in seinen Möglichkeiten erweitert (Tanzquartier Wien Juni 2008, musikprotokoll im steirischen herbst Oktober 2008, Choreografische Plattform Austria Jänner 2009). Auf Einladung des Tanzquartier Wien skizzierten wir im März 2009 mit Module 1-17 eine Vorstufe zum abendfüllenden Stück TrikeDoubleThree, in dem das Zusammenspiel und die Konkurrenz von Live-Tanz und den projizierten Samples des «Visual Loop Generators» in akustischer, kinetischer und räumlicher Vielfalt weiter ausgelotet wird.
Mit der neuen Produktion gehen wir einen Schritt weiter. Eine Gruppenchoreografie mit einem herausfordernden räumlichen Setting (Philipp Harnoncourt) stellt grundlegende andere Fragen als ein Solo. War V-Trike eine perfekte Maschine zur narzisstischen Spiegelung, so ist TrikeDoubleThree die maschinelle Sicht eines sozialen Gefüges. Vier Tänzerinnen stehen zueinander und zu ihren Abbildern in Relationen des Tauschens, Anpassens, Kopierens, Abweichens und Ausbrechens und agieren in vielfältigen Netzwerken. Sie tanzen auf Metallklangplatten, ihre akustisch verstärkten Schritte sind das einzige Tonmaterial. Es entstehen komplexe Handlungen und Interaktionen sowohl zwischen den Live Figuren untereinander als auch zwischen Live Figuren und projizierten Figuren, zwischen aktuellem und virtuellem Geschehen. Als Choreografin bin ich Teil dieser Maschinerie, indem ich in der Aufführungssituation in Kommunikation mit den Tänzerinnen einzelne Bewegungsmomente dem Computer via Live Triggering signalisiere. So bleibt auch für uns die Frage, wer hier wen anleitet, ob es eine übergeordnete Steuerungsinstanz gibt, welche Entscheidungen zu welchen Konsequenzen führen, noch während der Performance offen. Es entsteht eine ständige Zirkulation von Hierarchie und Macht. Das Zusammenspiel von Performance, Musik und Bühnensetting
(Quelle: http://www.2ndnature.at/trikedoublethree.html)
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Sara Canini, Amanda Piña, Lieve De Pourcq, Veronika Zott