Man nehme eine fast leere Bühne. Man nehme fünf farblose Charaktere. Wir erleben hier eine todlangweilige Geschichte, einen superöden Tag. Einen von der grausamsten Sorte - wenn vom Aufstehen bis zum Schlafengehen nichts passiert. Absolut nada, niente, nothing.
Doch keine Sorge, liebes Publikum. So trist, wie das alles klingt, ist die Produktion "Approcher La Poussière" der Genfer ALIAS COMPAGNIE natürlich keineswegs! Guilherme Botelho, der brasilianische Choreograph und künstlerische Leiter des Ensembles, belässt es nicht bei 15 Minuten monotonem Alltagstanz. Rasch dringt sein Blick tiefer hinein in das Geschehen. Was liegt unter der scheinbar ereignislosen Oberfläche? Die Neugier ist angestachelt, die Lust auf Erklärungen ist entfacht und mit jeder Wiederholung entdecken wir neue Aspekte in diesem Stückchen Leben.
Botelho seziert das Offensichtliche und wie durch ein Mikroskop hindurch offenbart sich hinter der Wirklichkeit eine weitere, erlebnisreiche Realität. Scheinbar normale und belanglose Begebenheiten lüften so manches psychologische Geheimnis. Unausgesprochenes dringt empor und die Nebel des Alltags lichten sich und geben den Blick frei auf das, was darunter liegt: Emotionen, Geschichten, geheime Seelenzustände.
Mit großem Ausdrucksvermögen und präziser Tanztechnik bieten die fünf Tänzerinnen und Tänzer des Ensembles spannungsgeladene und höchst expressive Lebenslagen-Porträts.
Guilherme Botelho und seine Compagnie sorgen seit Mitte der Neunzigerjahre für Höhepunkte im Schweizer Tanzschaffen und sind auch bei den TanzTagen im Posthof gern gesehene Wiederholungstäter. Im Oktober letzten Jahres wurde Botelho für sein Lebenswerk mit dem Schweizer Tanz- und Choreografiepreis ausgezeichnet. Sein hintergründiger Humor und die skurrilen Bühnenbilder machen Botelhos Tanztheaterstücke zu einem Vergnügen für eine breite Zuseherschaft.
(Quelle: http://www.posthof.at/programm/programm/article/alias-compagnie-ch)
jup
Fabio Bergamaschi, Sung Im Her, Guillaime Marie, Sang Mi Park, Christos Strinopoulos