1. Um die Häutung kommt die Schlange nicht drum herum. Wenn sie sich nicht häutet, stirbt sie. Doch in dem Zeitraum der Häutung liegt auch die gefährlichste Schlange selbst in größter Gefahr. Ein Stück über die Verletzlichkeit des Wachstumsprozesses, die Risiken, uns berühren zu lassen und! über Schlangen, natürlich.
Wir bitten um Ihr Verständnis, falls es zwischendurch unordentlich werden sollte ' wir befinden uns ja noch in der Häutung!
Shannon Sullivan ist Tänzerin, Schauspielerin, Poetin und Choreografin. Wie man aus ihrer Biografie erahnen kann, liegt der Schwerpunkt ihrer Arbeit auf interdisziplinären Projekten, z.B. "13 poems in a body" (zeitraumexit), "Broken: Part I" (ada Studio) und "13 poems in a body: part one, take two" (Studio LaborGras), die alle das Zwischenspiel von Poesie und Bewegung erkundeten. Auch arbeitet sie gerne mit Objekten, z. B. bei "Broken: Part I", für das mehrere hundert Eierschalen im Einsatz waren. "S.N.A.K.E. ' häutung in progress" ist ihre erste Kollaboration mit Bratscherin Olga Hansen.
Olga Hansen begann mit vier Jahren Geige und mit 8 Jahren Klavier zu spielen. Die Bratsche als Leib- und Seeleninstrument entdeckte sie mit 17 Jahren und studierte es an der Hochschule für Musik Hanns Eisler, Berlin, bei Stefan Fehlandt (Vogler Quartett), Prof. Tabea Zimmermann und Prof. Pauline Sachse. Seit sie mit fünf ihre ersten Orchesterproben erlebte, ist sie konstant in verschiedenen Ensembles tätig. Augenblicklich ist sie Musikerin beim dirigentenlosen Orchester Spira mirabilis.
[Quelle: Abendzettel]
2. Unsere Münder sind offen
Unsere Augen sind leer
Unsere Begierde ist es blosszustellen
Unser Ziel ist zu berühren
Unsere Gründe liegen im Unterschieden
Unser Traum ist zu vergessen
(Moo Kim)
Moo Kim:
J: Wo bist du geboren, K?
K: Seoul, Südkorea.
J: Kannst du dich an die Zeit vor der Geburt erinnern?
K: Nein, aber ich versuche es immer noch.
J: Wo hast du gelernt zu tanzen?
K: Es war schon immer in mir, obwohl es sehr mühsam war, es wieder zu entdecken.
J: Warst du an einer Schule für Tanz?
K: Ja.
J: Welche war das?
K: Eine in der West 55th Street in NYC.
J: Name der Schule?
K: Will ich lieber nicht erwähnen.
J: Ok, dann, wo hast du gearbeitet? Mit wem hast du gearbeitet?
K: S, A, J, F, R, Helena Waldmann, A, A und C. Ich hab wahrscheinlich ein paar Namen vergessen, ist aber nicht so wichtig.
J: Hast Du schon eigene Werke?
K: Ich hatte ein paar gescheiterte Versuche.
J: Warum sagst du gescheiterte Versuche, waren sie wirklich schlechte Erfahrungen?
K: Es war persönlich eine tolle Erfahrung, aber es war nicht genug, um Menschen zu erreichen.
J: Kannst du dir vorstellen, dass "Deconstruction; f 1.4" Menschen berühren kann?
[Quelle: Abendzettel]
3. In ihrem neuem Stück "PAS DE DEUX" hinterfragt OU. I . gemeinsam mit dem Klangkünstler Julius Holtz und den beiden Performerinnen Verena Kutschera und Ela Spalding die Bedingung der Anwesenheit. Was passiert mit einer Sache, wenn man das Wesentliche an ihr herausstreicht? Was sehen wir, ohne zu sehen? Brauchen wir noch länger das Äußerliche oder verfügen wir längst über genügend verinnerlichte Bilder, um das nicht Vorhandene unmittelbar mit schon Gespeichertem zu füllen oder auch zu ersetzen? Ein Bild wird erschaffen, auch ohne dass wir ein Bild vor uns haben. Gefangen in Bildern wird jeder kleinste Anhaltspunkt unmittelbar mit sämtlichen Möglichkeiten seines Vorkommens in Sachverhalten verknüpft und entschlüsselt. Das Erfahren des Bildes findet dabei imaginär im Kopf statt. Erdenkend erfahren wir das Werk. Demzufolge ist das Sehen nicht mehr länger Voraussetzung des Erfassens. Alles, was wir benötigen, ist ein kleiner Anreiz, ein Anstoß, und die Unterhaltung mit uns selbst beginnt, als ein Gespräch ohne Worte, das einerseits zwar im stetigen Bezug auf schon Vorhandenes geführt wird und doch völlig unvorhersehbar und absichtslos in der Absicht selbst ist. Das Stück "PAS DE DEUX" beginnt damit, dass man aufhört, die Dinge anzuschauen und zu bewundern. Der visuelle Raum wird vom akustischen Raum abgelöst. Die beiden in unserer Alltagswahrnehmung als gemeinsam erfahrenen Räume trennen sich voneinander. Der Atem der Tänzer, den das Publikum neben sich und um sich herum hört, hat keinen Körper; er transportiert ausschließlich Spuren von anderen, fremden, möglichen Körpern, von Nähe und Distanz, Hier und Dort. Die Bewegung wird nicht im Sehen, sondern im Hören erlebt, denn der Tanz wird nicht in seiner Anwesenheit sondern in seiner Abwesenheit präsentiert. Dieser eher absurd scheinende Gedanke erweist sich als eine Möglichkeit, die physischen und kognitiven Prozesse auf der Seite der Performer und des Voyeurismus auf der Seite der Betrachter zu erneuern, ohne sie dabei eindeutig zu fixieren.
OU. I . beschäftigt sich mit der Dokumentation fiktiver und nichtfiktiver Klänge der darstellenden und der bildenden Kunst. Der Klang wird dabei zu einem zentralen Element der Realität, Teil eines fiktiven oder nichtfiktiven Bildes, das weder lokalisiert noch datiert werden kann.
OU. I . alias Amelie Marei Löllmann wurde 1984 in Singen geboren. Die Künstlerin studierte an der Willem de Kooning Akademie Rotterdam und an der Weißensee Kunsthochschule Berlin. Ihre Arbeit wurde 2012 mit dem Mart Stam Förderpeis und 2013 mit dem Elsa-Neumann-Stipendium ausgezeichnet.
[Quelle: Abendzettel]
frm
Die Trailer von "Deconstruction" und "PAS DE DEUX" sind auf der Seite von Tanzforum Berlin verfügbar.
1. Shannon Sullivan, Olga Hansen 2. Moo Kim 3. Verena Kutschera, Ela Spalding