Das Solo Projekt wurde 2006 von der Art Stations Foundation by Grazyna Kulczyk ins Leben gerufen und war das erste Residenz-Programm Polens. Unter der Leitung von Joanna Lesnierowska unterstützt es polnische NachwuchskünstlerInnen bei der Entwicklung ihrer eigenen künstlerischen Sprache im Austausch mit ausgewählten MentorInnen. Ähnlich wie das Coaching Projekt der Tanztage Berlin liegt der Schwerpunkt auf der Bewegungsforschung im Studio und dem kreativen Prozess, der in einer Vorstellung im Stary Browar Nowy Taniec (Poznan) endet. Bisherige MentorInnen waren Bruno Pocheron, Hooman Sharifi, Peter Pleyer, Luca Giacomo Schulte, Ornella Balestra, Ria Higler und Bush Hartshorn (2013). In diesem Jahr haben Baska Gwózdz, Korina Kordova und Agata Siniarska am Solo Projekt 2013 teilgenommen. Seit 2010 ist das Solo Projekt als Gastspiel bei den Tanztagen Berlin zu sehen, unterstützt vom Polnischen Institut Berlin.
1.Was war das? Ein Meteorit oder eine Erscheinung, die uns von einem anderen Planet heimgesucht hat? Was auch immer es gewesen sein mag, es ist in unserem kleinen Land erschienen. Von diesem Zusammenstoß verletzt, bedauerten wir, überhaupt nicht fähig zu sein, nach Belieben zu verschwinden. Die Katastrophe begann mit einer dramatischen Kernschmelze und einer Ausdehnung in den Weltraum. Um einen Riesen zu formen. Einen Superriesen. Am 8. Boulevard, gleich nach schwungvollen Kurven. Wir entsandten Truppen. Niemand kam zurück. Allmählich geht die Luftzufuhr zu Ende. Der Ausfall dauert an. Wir müssen es aushalten. Wir werden ihn manipulieren: die Verzerrung der Zeit in Schwankung.
Korina Kordova
KORINA KORDOVA war in ihrer Heimat Brasilien sowie in Holland Tänzerin und Choreografin, bevor sie zum Schlesischen Tanztheater nach Polen kam. In den sieben Jahren als Mitglied dieses Ensembles arbeitete sie mit vielen polnischen und internationalen Choreografen und trat in Europa, Nordamerika und Asien auf. Sie arbeitete u.a. mit Jacek Luminski, Anna Piotrowska, Idan Cohen, Kuik Swee Boon, Suzana Gomes, und Helena Ganjalyan zusammen. Weitere Zusammenarbeiten verbanden sie mit Kokoro Dance, mit dem BalletMet (USA), Samovarteateret und Teatr Tanca Zawirowania (Polen). Sie kreierte die Solostücke Mobile Variationen, Nacht, Karolina und Borderline und war 2012 Stipendiatin der Alternative Dance Academy am Stary Browar Nowy Taniec / Art Stations Foundation by Grazyna Kulczyk. Im gleichen Jahr startete sie ihr eigenes Kunstkollektiv Flesh System, in dem sie mit anderen freien KünstlerInnen zusammenarbeitete. Im Rahmen von Flesh System sind gemeinsam mit Przemek Kaminski die Duette ± 30 we are here for you und Once/Twice Simultaneously entstanden. Kordova ist Mitglied des Centrum w Ruchu, einer Assoziation freier Tänzer in Warschau.
2.dieses solo spielt in 24 bildern pro sekunde / wie in einem film / dieses solo ist in kapitel aufgegliedert / dieses solo ist dramatisch aber ansprechend / dieses solo steht, sitzt, liegt mit weit offenem mund / dieses solo trägt mehrere namen: mulvey, akerman, de lauretis, butler, tyler, silverman, kuhn, deleuze, fraser, doane, jelinek, kwiatkowska, karina, godard, vitti, antonioni, bardot, shermann, chytilova, illouz, halberstam, jones, pollock, german, moreau, radkiewicz, creed, potter, modleski, herden, fassbinder aber sie sind davon nicht gerade begeistert / dieses solo schafft eine kategorie von wahrheit und ist tief davon überzeugt / bei diesem solo geht es um leben und tod / dieses solo hat keine ahnung wer agata siniarska ist / dieses solo ist sich total bewusst, dass das was hier gemacht wird emotionaler kapitalismus ist / dieses solo hätte es lieber gehabt wenn jean luc godard eine frau gewesen wäre / dieses solo ist einzig in liebesintrigen verstrickt / dieses solo leidet für alle heterosexuellen frauen / dieses solo ist ein potentielles opfer und daraus ergeben sich schuldgefühle / dieses solo liebt dich und erwartet dass du ein richtiger mann bist / dieses solo wird sehr lange in einem rahmen verharren / dieses solo möchte in jeder stellung wahrgenommen werden / dieses solo wartet/ dieses solo sagt es tut mir leid.
Agata Siniarska
AGATA SINIARSKA, Kunstfigur mit vielen Talenten und Tätervergangenheit, die innerhalb des choreografischen Rahmens Kapitel um Kapitel bewusst vorgeht, setzt sich mit der Vorstellung der Verkörperung der femme female auseinander. Um verschiedene Theaterformen auszuprobieren, studiert sie zurzeit Choreografie in Berlin, dennoch vernachlässigt sie nicht ihre Lust auf Sprache und Schrift, Film und Animation. Süchtig nach Fiktion, recherchiert sie zwischen Leben und Tod, indem sie sich selbst durch kulturelle Strukturen als Tools visueller Rhetorik in Szene setzt. Jedes Bild, angeregt durch die Energie tiefen theoretischen Zögerns, gestaltet sie mit Leidenschaft, Oft nicht allein, sondern mit wunderbaren AbenteurerInnen.
3.
"Es gibt Dinge im Leben, die unerklärlich sind. Es gibt Gefühle, die unsere Herzen erreichen, selbst wenn wir sie nicht haben wollen. Es gibt Gedanken, die wir lieber verdrängen möchten, die sich aber immer wieder aufdrängen. Es gibt Vorstellungen und Bedürfnisse, die uns durchs Leben treiben: mag sein, dass sie unvernünftig sind, dennoch sind sie stärker als jede rationale Entscheidung oder Reaktion. Der Tanz ist nicht etwas, das ich tun will. Der Tanz ist etwas, das ich tun muss."
Baska Gwozdz
BASKA GWÓZDZ ist freie Tänzerin und Choreografin. Sie machte ihren Abschluss an der Akademie für Gesang und Tanz des Gleiwitzer Musiktheaters, studierte Kunstmanagement an der Universität von Niederschlesien und besuchte die Ludwik-Solski-Hochschule für Theater in Krakau, Fakultät für Tanztheater in Bytom. Sie ist Mitorganisatorin des Circulation Movement Festival in WrocÅ‚aw und war Produktionsassistentin beim Festival Deltebre Dansa in Spanien. 2013 erhielt sie ein Alternative Dance Academy Stipendium der Art Stations Foundation by Grazyna Kulczyk (Programm Old Brewery New Dance) in Poznan. Sie besucht die Fernuniversität von Jerzy Grotowski in WrocÅ‚aw und lernte im Teatr ZAR des Grotowski Instituts. Über mehrere Spielzeiten trat sie im Musiktheater Capitol in WrocÅ‚aw auf. Zurzeit ist sie Mitarbeiterin des Art Color Ballet in Krakau.
[Quelle: Abendzettel]
frm
Die Trailer von "Death 24 frames per second or do it to me like in a real movie" und "Destinys Child" sind auf der Seite von Tanzforum Berlin verfügnar.
Korina Kordova/ Agata Siniarska/ Baska Gwozdz