Stückentwicklung/Dramaturgie: Dunja Funke
Licht: Herbert Cybulska
Bühne: Jochen Sauer
Kostüm: Mari Krautschick
Musiksupervision: jayrope
Choreographische Mitarbeit: Bernardo Coloma
Hospitanz: Stefanie Schwimmbeck
Lindy-Hop-Coach: Franziska Buhre
Kommunikation: k3 Berlin
Technische Leitung, Licht auf Tour: Carsten Wank
Ton auf Tour: Stephan Wöhrmann
Produktion von Helena Waldmann und ecotopia dance productions in Koproduktion mit Belgrade Dance Festival, Burghof Lörrach (Deutschland), Festival Begrenzer Frühling, ImPulsTanz - Vienna International Dance Festival, Migros-Kulturprozent Tanzfestival Steps, Tafelhalle im KunstKulturQuartier Nürnberg, Tanzhaus NRW Düsseldorf.
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.
Schnitt: Walter Bickmann
Das gesamte 18. Jahrhundert träumte von einem «Streben nach öffentlichem Glück». Für Thomas Jefferson war das Glück in der amerikanische Unabhängigkeitserklärung 1776 wesentlich wichtiger als der Schutz des Eigentums. Das «öffentliche Glück» (public happiness), das Recht auf Einmischung und Mitgestaltung, galt als der Beweis der eigenen Freiheit. Für Kant war dies noch ebenso wesentlich. Doch das «public» verschwand, das «Glück» wurde verkürzt zum «Pursuit of Happiness», zum Recht auf ein Streben nach (privatem) Glück, dass jeder nach seiner Facon glücklich werde. Damit war das Glück gleichsam privatisiert und aus der Politik verbannt. Glücklichsein ist nur noch eine Forderung an sich selbst. Der Philosoph Peter Strasser beschreibt das Gefühl, in dieser Privatsphäre heute nur mehr «lebendig tot» zu sein und «nicht wirklich» zu leben». Das Glücks-Gefühl, die ganze Welt umarmen zu können, war für das 18. Jahrhundert kein Gefühl, es war es eine politische Forderung. Die Umarmung der Welt in Freiheit war eine tatsächlich revolutionäre Alternative zum Rückzug ins Private. Im Zeichen von Transparenz und Basisdemokratie scheint dieser Widerstreit zwischen öffentlicher Wohlfahrt und privatem Interesse auch in Deutschland nun neu aufzuflammen, aber niemand redet von Glück. Allenfalls davon, «Systeme» zu verbessern. Das Glück selbst, sagt Helena Waldmann, ist für lebendig tot erklärt worden. Ihr «Glückstück» fordert das Recht auf Glück zurück, im öffentlichen Raum, dem Theater, in einer verheißungsvoll glitzernden Manege, die sämtliche Glückversprechen als garantiert nicht zielführend entlarvt. Glück ist kein Versprechen, sondern ein Seiltanz, in dem die 2011 zur „Tänzerin des Jahres“ gekürte Brit Rodemund und ihre drei ebenbürtigen Mitstreiter gegen den dressierten Gleichschritt und das verordnete Mittelmaß in virtuosem Tanz quer durch Swing und Rock-Epochen ein uns abhanden gekommenes Gefühl zelebrieren: Selbstironisch augenzwinkernd und verschwörerisch ins Publikum grinsend tanzen sie an gegen Zucker und Peitsche, gegen den goldenen Käfig, ihre Manege mit der Goldkante, Furchtlos und zum Sterben schön.
(Quelle: helenawaldamnn.com)
csm
André Soares, Brit Rodemund, Moo Kim, Tobias M. Draeger