"IN MEINER KINDHEIT habe ich an sonnigen Tagen häufig den eigenen Schatten betrachtet, um kurz danach meinen Blick in den Himmel zu richten. Dort erschien eine ”šweiße Silhouette', ein Nachbild des zuvor gesehenen Schattens. Das Spiel hat mich deswegen fasziniert, weil ich genau wusste, dass diese Illusion in meinem Auge und nicht im Himmel entsteht. Ich fühlte mich damals mit meinem Lichterlebnis ganz allein und wusste nicht, wie ich meine subjektive Wahrnehmung objektivieren kann. Bis heute versuche ich, das weiße Schattenbild mit Anderen zu teilen." Im zweiten Teil ihrer Schatten-Trilogie tritt Naoko Tanaka als Performerin in den Hintergrund. Zum eigentlichen Akteur avanciert ein einziger Lichtpunkt, der als ein autonomes Auge ohne individuelle Merkmale erscheint. Einer Sonde ähnlich, vermittelt er Eindrücke von Räumen, in die man körperlich nicht eindringen kann und vor denen man innehält, auch wenn man sie sehen oder betreten möchte. Als wäre es möglich, Aufmerksamkeit wie einen Satelliten zu verschicken und dadurch unbekannte Sphären des Denkens und eine Extension der Zeit zu erfahren. Der Begriff der absoluten Helligkeit ist eine astronomische Bezugsgröße und hilft, die Leuchtkraft einzelner Sterne miteinander zu vergleichen. Sie steht für 32,6 Lichtjahre und macht greifbar, was die Grenzen unserer körperlichen Wahrnehmung übersteigt. Die Performance dreht sich um die Assoziationen, die diese mathematische Kategorie erweckt, um Subjektives und Objektives, Sinnliches und Evidentes miteinander in Beziehung zu setzen.
[Quelle: Abendzettel]
hbg
Naoko Tanaka