DAS VERB WALLEN BESCHREIBT die Übertragung von Bewegungen wogenden Wassers oder Grases auf emotionale Regungen wie aufwallende Verärgerung, bebendes Schluchzen, furchtsames Zucken, krampfhaftes Gelächter. In Sebastian Matthias' neuer Produktion lässt sich wallen sowohl als Beben im fein abgestimmten Kontrahieren der Muskeln sowie als wellenförmiges, tänzerisches Muster begreifen. Die KünstlerInnen analysieren Bewegungen, in denen sich Emotionen manifestieren, lösen diese Verbindungen auf und überführen sie in abstrakte choreografische Bausteine. Was bleibt von der kulturellen Bedeutung der Emotion übrig? Wie entscheidend ist die Verbindung zwischen ihren Manifestationen und ihrem phänomenalen Gehalt? Wie verändert sich deren Erlebnis in dieser fortschreitenden Abstraktion? Je weiter die Analyse fortgetrieben wird, desto unsicherer werden die Grenzen zwischen den zunächst so eindeutigen Konzepten.
DIE FÄHIGKEIT DES KÖRPERS, andere Körper zu affektieren und affektiert zu sein, leitet durch das Stück. Jene ineinander übergehenden Intensitäten bilden die Grundlage für die Choreografie, die die TänzerInnen im kollektiven Prozess konstruieren. So werden emotionale Regungen nicht nur thematisch verhandelt und für das Definieren choreografischer Bausteine verwendet, sondern geben Ausschlag für das tänzerische Handeln. Auch der Sound als eigenständiger Körper erschließt sich diesen sich ständig verändernden Raum. In der reliefartigen Landschaft aus Drehstühlen haben ZuschauerInnen die Möglichkeit ihre Perspektive nach ihrem Befinden zu modifizieren. Wallen macht in einer immer neu auszuhandelnden Dramaturgie aus abstrahierten emotionalen Manifestationen ein Spektrum unbekannter emotionaler Vermischungen erfahrbar.
SOUND: Jassem Hindi
KOSTÜME: Nina Irina Witkiewicz
LICHT, BÜHNE: Tanja Rühl
DRAMATURGIE: Katarina Kleinschmidt, Marcus Dross
REGIEASSISTENZ: Jannikhe Möller
PRODUKTIONSLEITUNG: ehrliche arbeit ' freies Kulturbüro
TECHNISCHE LEITUNG: Arne Schmitt
Eine Produktion von Sebastian Matthias, in Koproduktion mit Kampnagel Hamburg, der Dampfzentrale Bern und Sophiensaele.
Gefördert aus Mitteln der Kulturbehörde Hamburg, des Regierenden Bürgermeister von Berlin - Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten und der Rudolf Augstein Stiftung.
Mit freundlicher Unterstützung von den Uferstudios Berlin.
Wir danken: Barbara Schmidt-Rohr, Dorothea Grießbach, Heidemarie Gehrke, Lina Klingebeil, Jenny Beyer, Jenny Khe, Arendt Gaste, Arne Sopp, Hana Lee Erdman, Sweet and Tender, Anne Noelle Gouedard, Walid Hindi, Joumana Hindi, Peter und Ella Schmitt, Eike Wittrock, Franziska Werner, Celina I Gusti Bagus, Tanjas Familie, Anka Belz, Marcel Kochert, Heike und Wolfgang Burckhardt, Sophie, Sigal Zouk und Kerstin Evert.
hbg
Jan Burkhardt, Lisanne Goodhue, Deborah Hofstetter, Isaac Spencer