Tanz ist ein flüchtiges Medium. Niemals gleicht eine Bewegung der anderen, auch nicht in der Wiederholung. Jede Drehung, Beugung, jeder Körperausdruck ist einmalig und nur im Augenblick präsent. Die Choreographin und Tänzerin Suna Göncü spielt in ihrem Tanzstück Flugsand, Spiel und Spurensuche mit dem Thema des Entstehens und des Vergehens und deckt Parallelen zu dem auf, was wir Leben nennen. Was bleibt? ' so fragt sie ' von den Augenblicken eines Tages, von den flüchtigen Begegnungen mit Menschen, von Momenten, die wir festhalten wollen, aber nicht können?
Zwei Tänzerinnen und ein Tänzer auf einer Bühne spielen das Spiel vom Aufeinandertreffen und Auseinandertreiben, von Bewegung, Veränderung und Ruhe. Auf einer zweiten Ebene, dem vertikalen Raum, wachsen zeitgleich Schriftzeichen der arabischen Kalligrafie zusammen und bereichern mit Formen endlicher Schönheit das Geschehen auf der Bühne.
Auch in dieser Produktion verbindet Suna Göncü auf ihre unverwechselbare Art wieder abendländische und östliche Motive zu einem Ganzen. Das Werk steht für das Konzept der Künstlerin, das kulturelle Erbe ihrer orientalischen Herkunft aus einem okzidentalen Verständnis heraus zu betrachten und dadurch spielerisch und auf eine selbstverständliche Art und Weise etwas »Neues« zu kreieren.
Modellcharakter:
Die Produktion ist dem Förderschwerpunkt 'Innovationscharakter' zuzuordnen. In schnelllebigen Zeiten, in denen viele Künstler und Veranstalter ständig auf der Suche nach Innovation und neuen Trends sind, sucht die Choreografin Suna Göncü mit den Mitteln des Tanzes nach dem ”šZeitlosen’, nach Themen und Ausdrucksformen, die immer und überall gültig sind. Damit fordert sie die Zuschauer auf, innezuhalten und den Blick auf das 'Wesentliche' zu richten, welches nur mit dem Blick nach Innen, unter die Oberfläche möglich ist. Die abstrakte Symbolik des Tanzes bietet dem Zuschauer dabei viel Raum für seine individuellen Interpretationen und ermöglicht ihm, das Thema mit all seinen Sinnen auf einer Ebene zu erfahren, die weit über das mental Erfassbare hinausgeht.
(gio)
Julia Riera, Marcelo Omine, Suna Göncü