/// Aufnahmedatum folgt
Verleihung des Sonderpreises für eine herausragende choreographische Leistung beim Stuttgarter Theaterpreis 2010
Art des Projektes:
Jandl und Tanzen gehören zusammen. Seine Sprechgedichte sind körperliche Akte ' Performances. Er nutzt wie der moderne Tänzer alle möglichen Körperteile, um „sich” bzw. „die Sprache” zu bewegen. Sein „Tanz mit den Lauten” ist nicht nur sichtbar, sondern auch hörbar. Und hier trifft er sich mit moderner Musik und deren Vorliebe für das Geräusch. So komponiert Ulrich Süße, der Grandseigneur der elektronischen Lautmalerei, die Musik. Die Choreographie nimmt Jandls Sprech- und Lautexperimente auf. Nimmt die von Jandl selbst verkörperten Sprachspiele ernst und setzt sie tänzerisch um. Macht die orale Lust der Lautgedichte zur körperlichen Lust an der Bewegung: an verdrehten Bewegungen, an verfremdeten Bewegungsartikulationen, an körperlich erfahrener Stimme. Jandl tritt als Sprecher und Tänzer auf. Das Dichten selbst ist als geistiger Akt unsichtbar, als Sitzen am Tisch eine Banalität. Erst der Tänzer macht das Ringen Jandls um Worte, um Laute sichtbar und für den Zuschauer erfahrbar.
Modellcharakter:
Das Öffnen und Schließen des Mundes ist die elementarste menschliche Bewegung (Geburt und Tod). Die Mundbewegungen des Sprechers werden synchron in einer überdimensionalen Videoprojektion gezeigt, so dass sich der Tänzer im Mund tänzerisch zu artikulieren scheint. Der Tanz schlüpft in die Vokale. Er wird aus der Sprache Jandls entwickelt. Ihr Rhythmus, ihr Klang, ihre irre (Akrobatik sind die Musik, die der Tanz interpretiert. Eine getanzte Sprechoper. Wie in Jandls Gedichten wird das Alltägliche seiner Selbstverständlichkeit entkleidet: der Tanz spitzt die banal-elementaren Bewegungen ins Skurril-Absurde zu. Gezeigt wird aber auch der alte Jandl. Seine Gebrechlichkeit in gebrochenen Bewegungen. Sein Altersstarrsinn in erstarrten Bewegungen bis zu Szenen quälend langer Bewegungslosigkeit.
Boris Nahalka, Katja Erdmann-Rajski, Bernd Lindner