„Es ist besser, in einem BMW zu weinen als auf einem Fahrrad zu lächeln“, sagt eine junge Chinesin in einer beliebten chinesischen Talkshow. Diese Aussage steht symptomatisch für die Haltung einer neuen Generation, für den sich ausbreitenden Kapitalismus in China.
„Mein Vater sagt: Sieh, wie sie aussehen, die Fremden, sie haben einen starken Körper, sie essen Milch und Brot, wir hatten nur Reis und Wasser.“ Der westliche Körper wird gleichgesetzt mit Modernität, Fortschritt, Zukunft. „Warum heiratest du nicht einen Ausländer? Du könntest ein hübsches Baby bekommen“.
Das Gefühl von Fremdheit und die Aneignung von Fremdem sind wiederkehrende Muster menschlicher Existenz, die elementar im und über den Körper ablaufen. Fremdes kann beunruhigend und bedrohlich sein, aber auch neugierig machen und motivieren. Bestehende Sinnbezüge werden gestört, sicher geglaubte Regelsysteme gesprengt und Neues entsteht.
Drei chinesische und drei europäische TänzerInnen begegnen sich, konfrontieren sich, suchen den Zugang zu Differenz und Übereinstimmung. Gibt es eine Dimension „des Fremden“, die uns nicht trennt, sondern verbindet? Etwas, das uns gleichermaßen begegnet?
Seit 1995 arbeiten Jutta Hell und Dieter Baumann ' Tanzcompagnie Rubato, Berlin in China. 2009 begann die Zusammenarbeit mit sechs jungen freischaffenden Tänzer-Persönlichkeiten aus Shanghai, Beijing und Guangzhou. 2010 wurde die erste gemeinsame Produktion: Look at me, I´m Chinese in China, Deutschland und Großbritannien aufgeführt. milk&bread/rice&water führt diese Zusammenarbeit fort und fügt dem chinesischen Kontext eine europäische Dimension hinzu.
(Quelle: EDEN***** Abendzettel)
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Mercedes Appugliese, Florian Bilbao, Er Gao, Li Ling Xi, Liu Ya Nan, Ute Pliestermann