INTERNATIONALES THEATERINSTITUT / MIME CENTRUM BERLIN

MEDIATHEK

FÜR TANZ

UND THEATER

MCB-DV-5538

Undead & Delicious

Autorenschaft
Beschreibung
Eine kurze Vorgeschichte: Die Pilzart Ophiocordyceps unilateralis kann nur wachsen, indem sie sich eines anderen Körpers bemächtigt. Bevorzugt befällt sie den Körper der Ameise Camponotus leonardi. Nachdem diese infiziert ist und Sporen des Pilzes drei bis sechs Tage in sich getragen hat, verändert sich ihr Verhalten drastisch. Sie entfernt sich von ihrer Kolonie und taumelt an einen höher gelegenen Ort, der dem in ihr wohnenden Pilz optimale Lebensbedingungen bietet. Das Gehirn der Ameise wird von ihm so manipuliert, dass sie sich auf verschiedenen Oberflächen wie Blattunterseiten oder Rinden festbeißt und nicht mehr loslässt, bis sie stirbt. Langsam beginnen nun aus Kopf und Genick des verendeten Tieres die Fruchtkörper des Pilzes zu wachsen. Sie bestehen aus einer schmalen, biegsamen, dunkel pigmentierten Keule. An ihren Seiten befindet sich die Fruchtschicht in Form von Platten, aus denen die neuen Sporen des Pilzes freigegeben werden und auf den Boden fallen. Oft werden hohe Dichten an toten Ameisen in tropischen Wäldern beobachtet, teilweise infizieren sich ganze Kolonien und verenden. Die Entstehung Mit Undead & Delicious waren wir auf der Suche nach einer in sich geschlossenen Fiktion, einer Welt nach der Welt. Einem Ort, dessen Körper, Licht, Geräusche und Materialität aus vertrauten Zivilisationsüberresten eine ganz eigene Textur und Logik bilden. Dafür wollten wir Gedanken und Fähigkeiten vieler Köpfe miteinander verweben. Wir luden Tian Rotteveel (Performer/Musiker), Jan Fedinger (Lichtdesigner), Theresia Knevel (Bühnen- und Kostümbildnerin), Noha Ramadan (Dramaturgin/Performerin) und später noch weitere dazu ein, mit uns nach diesem Universum zu suchen. Gemeinsam tauchten wir in einen Zustand des Noch-Nicht und Nicht-Mehr. In flexiblen Gruppierungen schufen wir eine postapokalyptische Zone, die gespickt ist mit den Erinnerungen eines noch nicht vergangenen Damals in den Händen von gegenwärtig Unwissenden. Sie ist angefüllt mit unsterblichen Bildern von sterblichen Ikonen. Ausufernde Imaginationen eines grotesk hedonistischen Barockzeitalters wurden wichtiges Bezugsmaterial, eine faszinierende Rausch- und Lebensgier in der unmittelbaren Nähe zu Tod und Vergänglichkeit. Außerdem sahen wir sämtliche Zombie- und Weltuntergangsfilme der letzten zwanzig Jahre. Undead & Delicious versteht sich als eine fiktive Wucherung, die durch jede Berührungen, jedes Wiedererstehen wächst und wächst und wächst. Der Choreograf und Performer Dennis Deter und die Choreografinnen und Performerinnen Anja Müller und Lea Martini trafen zum ersten Mal 2007 an der Hogeschool voor de Kunsten in Amsterdam. In den letzten zwei Jahren entwickelten sie als Kollektiv die Stücke „Memor I am“ und „The End of As We Know“. In allen ihren Arbeiten erforschen sie über verschiedene Zugänge den Körper als Erinnerungsspeicher. Sie konfrontieren kollektive Erinnerungen an nicht selbst erlebte, massenmedial verarbeitete Ereignisse und Bilder mit der Unmittelbarkeit einer intensiven Körperlichkeit. (Quelle: HAU Abendzettel)
Choreographie
Darsteller
Dennis Deter, Anja Müller, Lea Martini
Standorte
MCB HZT
Aufnahmedatum
Donnerstag, 24. März 2011
Orte
Stadt
Berlin
Land
Deutschland
Kamera
Walter Bickmann
Länge
51 min