INTERNATIONALES THEATERINSTITUT / MIME CENTRUM BERLIN

MEDIATHEK

FÜR TANZ

UND THEATER

MCB-DV-468

Extended Version/ friendly fire/ No fear

Beschreibung

1) Extended Version (1997)

BÜHNE: leer, weißer Tanzboden. 

MUSIK: Es gibt keine Musik. 

Das Lichtkonzept wurde gegenüber der Aufzeichnung von 1997 überarbeitet. Harte Wechsel in Tempo und Intensität prägen die Choreografie. Lehmen erzeugt einen Anschein von Funktionalität, der durch ein Umkippen ins Ornamentale gebrochen wird. Einflüsse aus fernöstlichen Kampfsporttechniken sind sichtbar. Kleinteilige Handbewegungen, Schrittfolgen und Fokuswechsel legen Assoziationen praktischer, jedoch vom Betrachter nicht dechiffrierbarer Abläufe nahe.




2) friendly fire (1998) 

BÜHNE: ein Fernsehmonitor am Boden, rechts daneben ein Stuhl 

SPRACHE: Deutsch 


„Hinter all dem verrückten Getue steht natürlich die Sehnsucht nach einem klaren, unbelasteten Geist, all das Materiell zu bewältigen, um am Ende vielleicht nackt dastehen zu können“. So Lehmens eigene Annotation zum Stück, die dem Video als Einblendung vorangestellt ist. Er steht von Anfang an nackt da, auf einem Stuhl wie auf einem Podest, und Nacktheit scheint auch im übertragenen Sinn ein Hauptmotiv des Stückes zu sein. Lehmen benutzt Sprache: Eine Projektion seiner selbst auf einem Monitor antwortet auf Fragen eines nicht sicht- noch hörbaren Gesprächspartners ' dieser ist wiederum Lehmen selbst, es handelt sich also um sein erstes „Selbstinterview“ ' über die eigene künstlerische Arbeit. Zwei Themen werden gestreift, die auch eine wichtige Rolle in späteren Stücken spielen: 


1. die Forderung nach einer Kunst, die sich nicht erklären muss, die stattdessen aber daran arbeitet, immer reduzierter und konkreter in der Ausführung physischer Aktionen auf der Bühne zu werden. 

2. die Integration von Kunst als einem Modell praktischer Arbeit in die allgemeine Arbeitswelt. 




3) No Fear (1999) 

Dritter Teil des Soloabends mit „Extended Version“ und „friendly fire“ 

Bühne: zwei Fernsehmonitore am Boden, eine E-Gitarre liegend im hinteren Bühnenteil 


BEMERKUNGEN: Aufgrund der Lichtverhältnisse ist der komplette erste Teil des Stückes (ca. 10 Min.), der in fast völliger Dunkelheit stattfindet, auf der Aufnahme nicht zu erkennen. 


Lehmen bearbeitet die am Boden liegende Gitarre. Nur der Sound ist präsent. Vom Bewegungsmaterial her bestehen Bezüge zu den vorherigen Soli, mit denen Lehmen „No Fear“ auch zu einem Abend zusammengefasst hat. Es steht in der Kontinuität dieser Stücke. Eingefasst von zwei Teilen, die in Interaktion mit der Gitarre und deren verstärkter Klangerzeugung entstehen, wird eine Mittelsequenz, die in hohem Grundtempo mit Wechseln verschiedener Qualitäten von Bewegung arbeitet. Funktional, bildhaft, emotional, konkret, abstrakt ' was davon ist sichtbar im Sinne von „zu sehen“? Die Frage der Sichtbarkeit umspielt auch der Umgang mit der Beleuchtung. Das Treffen von Entscheidungen für bestimmte Aktionen in Echtzeit auf der Bühne wird durch deutliche Pausen, Blicke und Gänge dem Publikum gegenüber kenntlich gemacht. Das choreografische Vokabular erzeugt den Eindruck einer zielgerichteten Geschäftigkeit, deren Motivation, Rahmen und Ziel manchmal zu erahnen, aber nie zu durchschauen ist. Daneben stehen Posen, die emotional aufgeladen wirken: wie zur Beschwörung erhobene Arme oder eruptives Zittern. Am Ende steht Lehmen dem übergroßen Schatten seiner selbst vor der Bühnenrückwand gegenüber. Vielleicht ist es ja ein Schatten, den „distanzlos“ voraus wirft ' das Stück, dass ihn bekannt gemacht hat, und in dem er im Interview mit sich selbst über seine Arbeit reflektiert? 





[ck/msb]

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Regie
Choreographie
Darsteller
Standorte
MCB
Reihe
Aufnahmedatum
Sonntag, 14. März 1999
Orte
Stadt
Berlin
Land
DE
Kamera
Cornelius Foerster
Länge
74 min
Schlagworte