Kaguyahime ist eines der ältesten Märchen Japans. Es erzählt die Geschichte der Mondprinzessin, die auf die Erde hernieder steigt und in der Familie eines alten Bambusschneiders aufgenommen wird. Ihre bezaubernde Schönheit soll eigentlich Frieden und Glück verbreiten, stattdessen bewirkt sie eine Rivalität unter den Menschen, die letztlich im Krieg endet.
Jirí Kylián ließ sich von der Erzählung um das geheimnisvolle Mondmädchen zu einem faszinierenden Ballett inspirieren. Der künstlerische Leiter und Choreograf des Nederlans Dans Theater, der in der Tanzwelt einen guten Ruf genießt, schildert in seiner fantastischen Fassung die fernöstliche Story nicht in der klassischen Form eines Märchenballetts, sondern hat dafür die Ausdrucksmöglichkeiten des abstrakten Modern Dance gewählt. In meditativen Soli der Prinzessin, folkloristischen Ensemblenummern und Kampfszenen, die einen an die ostasiatische Spezies "Martial Arts" denken lassen, arbeitet er die philosophischen Anteile des Märchens heraus. Dabei geht es ihm vor allem um die Wechselwirkung von Erde und Mond, von mal realistischen und mal übernatürlichen Elementen.
Klanglich begleitet wird dieses avantgardistische Tanzvergnügen von einer Komposition von Maki Ishii. Der 1939 geborene Japaner, der unter anderem in Berlin bei Boris Blacher und Josef Rufer studierte, verbindet hier -- wie auch in vielen anderen seiner Werke -- die Klangwelt seiner Heimat mit der europäischen Tontradition. Orient trifft Okzident. Da werden Trommeln der japanischen Soundsprache mit westlichem Schlagwerk verbunden, und Anleihen bei der höfischen Gagaku-Musik begegnen äußerst reizvoll Neuer E-Musik.
Die Expressivität der tänzerischen Bewegungen wird durch das raffiniert ausgeklügelte Lichtdesign von Michael Simon noch verstärkt. Klar umrissene Licht- und Schattenmuster, kegelförmige Lichtkanäle, Spiegelungen, warme, gleißende Farbflächen und kalte, neonartige Effekte unterstreichen in der rund 70-minütigen TV-Produktion des Jahres 1994 noch den betont abstrakten Charakter von Kyliáns Choreografie.
Fiona Lummis, Paul Lightfoot, Martin Müller, Ken Ossola, Johan Inger, Patrick Delcroix, Glenn Edgerton, Karine Guizzo, Brigitte Martin, Lisa Drake, Susann Laraghy, Carolina Armenta, Jorma Elo, Bruce Michelson, Sol Leon, Nancy Euverink, Cora Kroese, Phillippa Buckingham, Lorraine Blouin, Bruce Michelson, Jorma Elo, Owen Montague, Ivan Dubbreul, Zane Booker, u.a.