"Showgirls, Models und Castingshows für solche, die es werden wollen, füllen die TV-Formate weltweit. Scheint es in Deutschland zumindest "nur" um die Oberfläche eines schönen Körpers oder einer sexy Gesangsstimme zu gehen, sind in Italien solche Auftritte essentieller Bestandteil nicht nur der medialen Welt im Regierungszeitalter Berlusconis. Dort ist es augenscheinlich kein Widerspruch, dass junge, intelligente Frauen, die nicht selten etwa Jura oder Politikwissenschaften studieren, in chauvinistischen Auswahlshows sämtliche Intelligenz über Bord werfen und sich buchstäblich erniedrigen, auf dem Boden herumkriechend Süßigkeiten mit dem Mund aufsammelnd oder mit dünner Stimme die neuesten Schlager zu Gehör bringend.
In einem Land, das ehemalige Showgirls wie Mara Carfagna 2008 ins Parlament berufen hat, ist ein mediengerechter Idealkörper mittlerweile offenbar die beste Garantie für den beruflichen Erfolg von Frauen. Und obgleich Carfagna seinerzeit eher spärlich bekleidet für einschlägige Kalender und Magazine posierte, wirkt sie heute unter Berlusconis Ägide als Ministerien für Chancengleichheit, dabei ironischerweise ein durchweg konservatives Frauenbild in einer, nach ihrem Willen, strikt heterosexuellen Welt vertretend. Das weibliche Geschlecht darf sich mithin zwar als engagiert und mit "seriösen" Berufen in Aussicht auf dem Bildschirm zeigen - und wird doch auf seine Kurven reduziert, ein letztlich archaisch geprägtes Frauen-Bild verkörpernd.
Veline, so nennt man die Protagonistinnen, die sich in Castings vor dem Publikum präsentieren, und die Wortverwandtschaft zum italienischen veletta (Schleier) ergibt sich nicht zufällig: legen sich doch die multiplen Masken der Weiblichkeit, die etwa als Femme Fatale, Hysterikerin, "Mann-Weib" oder Mädchen getragen werden, wie Schleier vor Verhaltensweisen des Femininen, die Intelligenz mit Sexappeal und Hausfrauenqualitäten paaren müssen, um zu bestehen." Susanne Foellmer
Elena Fattorusso, Diana Magri, Agnese Perrella, Roberta Ruggiero, Valeria Sacchi