Das Tele-Tanzjournal gibt einen informativen Überblick über den zeitgenössischen Tanz der letzten Jahre und bietet dabei erstaunliche Analysen einer Kunstform im Aufbruch. Die Reise durch die deutsche Tanzlandschaft ist in thematische Kapitel gefasst, die vorgestellten Bühnenstücke, Kompanien und Projekte stehen für aktuelle Tendenzen im modernen Tanz. Glamour und Starkult haben als Marketingstrategien Einzug in die Tanzwelt gehalten und sind gleichzeitig auf den Bühnen Thema. Mit dabei ist das Glamour-Paar der Tanz-Saison 2006: Ballett-Intendant und Startänzer Vladimir Malakhov und die Choreographin Sasha Waltz in Berlin. Ihre medienwirksam inszenierten Zusammenarbeit - eine symbolische Traumhochzeit der etablierten Ballettwelt mit der zeitgenössischen Tanz-Szene. Produktionen wie "Die Juwelen der Callas" von Regisseur Werner Schroeter oder "Big in Bombay" der vielbeachteten Choreographin Constanza Macras sind zu sehen wie auch die provokante Container-Installation "Glamour" am Hamburger Hauptbahnhof. Echte Talent-Scouts werden auf ihrer Suche nach den Stars von morgen begleitet: Das Festival "Tanzplattform" ist ein wahrer Katalysator für Karrieren geworden, doch die Auswahl der Nachwuchskünstler ist aufwändig und ebenso spannend wie schwierig. Wie wird Erfolg gemacht? Wer entscheidet über Talente und Fördermöglichkeiten? Manche junge Ensembles bilden Allianzen und vermarkten sich und ihre Ästhetik offensiv - und erfolgreich, wie die Kölner Initiative "Freihandelszone". Wie reagieren Künstler auf Katastrophen wie Tsunamis, Kriege oder Terror und die Macht der Medienbilder, die diese den Menschen nahe bringen? Gerade in diesem Kapitel, in dem von existentiellen Themen die Rede ist, stecken die besten Produktionen der zurückliegenden Spielzeiten, die brisante Zusammenhänge auf provokante Weise aufdecken: William Forsythe hat mit "Three Atmospheric Studies" sein politischstes Statement auf die Bühne gebracht (Krieg und mediale Verstümmelung), Meg Stuart stellt in "Replacement" ein riesiges Hamsterrad auf die Bühne (Menschen als Versuchsobjekte) oder VA Wölfl zerlegt in "Revolver" alle Bewegungen in Versatzstücke einer Endlos-Show (Pop und Krieg). "Wie hältst du es mit der Religion?" Dieser Frage stellen sich auch viele Tänzer und Choreografen in der letzten Zeit. Sie stehen damit im Trend - und gerade beim Thema Spiritualität zeigt sich, dass im Tanz manchmal Dinge ausgedrückt werden, die sich anders schwer formulieren lassen. Die Beispiele reichen vom "Messiah Game" des Choreographen Felix Ruckert bis zu aktuellen Produktionen von Pina Bausch. Das Teletanz-Journal gibt einen informativen Überblick über die deutsche Tanzlandschaft in thematischen Kapiteln. Die Kunstform Tanz stellt sich insgesamt neu auf, wie bundesweit zu beobachten ist. Sie formuliert sich mit neuem Selbstbewusstsein in Tanzkongressen, wo neue Lehrpläne und Qualitätsbegriffe festgelegt werden, verkauft sich über internationale Messen und wird über den neuen Tanzplan gezielt von der Politik gefördert. Und schließlich diskutiert das Tele-Tanzjournal einen viel beachteten Trend: Die neue Lust am virtuosen Tanz.