Unter Mitarbeit von: Jerome Robbins.
Filmregie: Hugo Niebeling.
Pulcinella ist einer jener kasperl- oder eulenspiegelhaften Helden der Commedia dell'arte, des neapolitanischen Stegreif-Volksstücks. Im Rahmen von Stravinskys Balletten stellt die Spaßmacherfigur des Pulcinella eine Mischung aus dem tragischen Petruschka und dem rein auf Witz und Brillanz angelegten Joker des "Jeu de cartes" dar. Im Gegensatz zu "Jeu de cartes", das Stravinsky von vornherein für Balanchine geschrieben hat, entstand "Pulcinella" ursprünglich für dessen choreographischen Konkurrenten bei den Ballets Russes de Diaghilev, Léonide Massine, von dem auch das Libretto stammt. Massine hatte als Handlungsgrundlage das neapolitanische Volksstück "Vier gleiche Pulcinellen" herangezogen, bei dem schon der Titel verrät, dass es sich um eine recht ausgeuferte Verwechslungskomödie handelt. Balanchine, der Massines Libretto und Inszenierung ziemlich abgeschmackt fand, hat in diesem Fall, obwohl an der Handlung als solcher nie interessiert, einige Korrekturen in der Story vorgenommen, zu denen er sich von Tiepolo-Zeichnungen mit Commedia-dell'arte-Sujets hat inspirieren lassen und von bestimmten Handlungsteilen einer Version des Ur-Faust, so wie er ja von Commedia dell'arte Truppen tatsächlich gespielt wurde.
Dieser Konzeption ist auch der Schöpfer des "Pulcinella"-Bühnenbildes, Eugene Berman, gefolgt. Was Balanchine an diesem Ballett jedoch am meisten gereizt hat, war sicher nicht die Handlung, sondern die Umsetzung von Stravinskys musikalisch-geistreicher Pergolesi-Paraphrase in Tanz. Und ganz bestimmt ist es nicht zuletzt seiner Choreographie zu verdanken, dass sich Stravinskys "Pulcinella" auch als Konzertsaal-Suite durchgesetzt hat, denn - wie Balanchine selbst sagt - Ballett hilft hören.
Edward Villella, Carol Summer, John Clifford