Jeder kennt sie, diese Kinderstreiche, millionenfach begangen von Generationen von Kindern, die alle, uns eingeschlossen, dachten, sie seien die ersten: Klingeln an unbekannten Türen und dann weglaufen; mit dem Blasrohr schnell, präzise und unerkannt den Nacken des Gegners beschießen; oder Matchboxautos mit Chinakrachern vollstopfen, die Lunte anzünden und das Ganze dann den Berg runterfahren lassen, bis es in die Luft geht.
Später dann die Kneipentricks: Man denkt zwar nicht mehr, man sei der erste (höchstens, man sei der Originellste), doch die Prozedur bleibt die selbe: Ein unerwartetes, vielleicht sogar verbotenes, aber eigentlich leicht zu erklärendes Ereignis produziert eine Aufregung von kurzer Dauer. Z.B. zwei Gläser nur durch einen Personalausweis getrennt auf einander stellen, unten der Wein, oben das Wasser, dann den Ausweis einen Spalt weit wegziehen und zuschauen, wie der Wein langsam nach oben fließt.
Und dann die andere Seite: Aus Wäscheklammern einen Topfuntersetzer bauen und verschenken; aus Papier ein Boot falten, das tatsächlich schwimmen kann; in der Küche zu Hause Plätzchen backen und sie dann, noch warm, gleich vom Backblech weg essen; oder aus Teig etwas bauen, es backen und dann Stück für Stück aufessen.
Später dann der Baumarkt und der Töpferkurs.
Jeder kennt das. Jeder hat es gemacht. Jeder hatte Spaß daran.
Wer aber kennt die Mechanismen: Warum ist es so aufregend, ein Spielzeugauto in die Luft zu jagen? Was ist faszinierend an nach oben fließendem Wein? Und wieso passiert nach dem Streich bzw. Trick immer so wenig? Ganz im Gegensatz zum Backen und Basteln, das seine Ergebnisse großzügig in die Welt entlässt: Topflappen und -Untersetzer, Spielzeugbötchen, Kekse und Kuchen. Allerdings auch hier: Was ist so packend daran, ein paar Wäscheklammern auseinander zu bauen und dann als Untersetzer wieder zusammen zu kleben? Wieso schmecken manche Kekse gut, andere hingegen nicht so? Was ist das Erhabene daran, diese Dinge zu verschenken?
Wahrscheinlich gibt es so viele Antworten auf diese Fragen wie Menschen, die es gemacht haben. Klar scheint einzig: Es werden Dinge gemischt, und wie sie auf einander reagieren, wird mit Spannung oder auch Genuss goutiert.
So auch bei "good hands": Streiche und Tricks treffen auf Basteln und Backen. Was genau dabei herauskommt, ist mit Sicherheit kaum zu bestimmen. Man könnte es vielleicht performatives Basteln nennen - vielleicht von Streichen, vielleicht von Explosionen, vielleicht aber auch von Keksen und Töpfen. Mit Sicherheit wird es Vorbereitungen auf Tricks und Streiche geben plus der sich langsam aufbauenden Spannung. Dann einige Momente der Verblüffung, mehrere Momente danach und unter Umständen werden alle zu Komplizen und basteln mit. Aber nur vielleicht. (Martin Nachbar; Website Eva Meyer-Keller) http://www.evamk.de/works/good-hands-2005-performance [Stand: 2020-09-30]