INTERNATIONALES THEATERINSTITUT / MIME CENTRUM BERLIN

MEDIATHEK

FÜR TANZ

UND THEATER

MCB-DV-1590

Cursive II

Beschreibung
„Cursive II“, das Stück nach „Cursive“, befasst sich vor allem mit den lichteren Farbschattierungen der Kalligraphie und verzichtet völlig darauf, die Cloud-Gate-Tänzer mit kalligrafischen Kunstwerken zu konfrontieren. Der Choreograf malt selbst, mit den Körpern der Tanzenden. Das heißt nicht, dass es in "Cursive II" - für dessen Bühnenbild Austin Wang und für dessen Beleuchtung Lin Kehhua nach einem Konzept von Chang Tsan-Tao verantwortlich zeichnen, während Lin Jing-ru die Kostüme schuf: weiße weite Hosen für die zwölf Tänzerinnen, lange schwarze Röcke für die zehn Männer - gar keine Projektionen gäbe. Doch benutzen diese Projektionen keine Kalligrafien, sondern vergrößerte Detailfotos jener kostbaren, eierschalen-weißen Porzellane, die in der Sung-Zeit (ab 900) entstanden sind. Für "Cursive II" benutzt Lin Kompositionen von John Cage vorwiegend aus den frühen neunziger Jahren. Anders als etwa Merce Cunningham hört er in die Musik hinein und sucht für sie choreografische Entsprechungen. Es sind durchweg sehr asketische, nicht unmelodiöse Kompositionen aus Cages "asiatischer Phase", zum Teil für tibetische Instrumente, mit reichlich Stille zwischen den musikalischen Aktionen. Sie lassen den Tanz atmen und bereiten ihm ein Klima der Kontemplation, in dem sich die Choreografie in aller Ruhe entfalten kann. Die direkt ineinander übergehenden zehn Sätze der Choreografie - eine Abfolge von Frauen-Quartett und Männer-Sextett, Ensemble-Sätzen und Duett, zwei Soli, die ein weiteres Ensemble umschließen, einem weiteren Trio und einem großen Finale für die komplette Gruppe - arbeiten wiederum vor allem mit den Bewegungen des Tai-Chi. Qualitativ bewegt sich "Cursive II" durchgehend auf einem Niveau, wie es in der abgelaufenen Saison wohl nur Lin Hwai-min selbst mit seinem "Smoke" vom November 2002 erreicht hat. Doch während "Smoke" die "westlichste" Choreografie ist, die Lin je geschaffen hat, darf "Cursive II" - trotz seiner Erinnerung an westliche Ballett-Traditionen - als die chinesischste seiner choreografischen Arbeiten gelten: ein Kunstwerk, das, ohne dass es sich hermetisch abschlösse gegen den Betrachter, in sich ruht im festen Wissen um die eigene Einbettung in eine Jahrhunderte alte Kultur. verwendete Musikstücke von John Cage Five 3 (1991) Sixty-Eight (1992) Five (1988, 1st Version) Five 4 (1991) Ryoanji Five (1988, 2nd Version) Seventy-Four for Orchestra
Regie
Gruppe / Compagnie / Ensemble
Choreographie
Darsteller
Chiu I-wen, Lin Tzu-chun, Wen Ching Ching, Yang I chun, Cheng Tsung-lung, Lin Chia-liang, Tang Kuo-feng, Tsai Ming-yan, Wong Lap-cheong, Huang Pei-hua, Wang Chin-hao, Lee Ching, Su I-ping u.a.
Standorte
MCB
Aufnahmedatum
Freitag, 31. Dezember 2004
Orte
Stadt
Genf
Land
CH
Kamera
Wilhelm Marhold
Länge
64 min