I sold everything.
The watch that a friend gave me,
the kimono I inherited from my mother,
the house my father left me,
the dog my husband entrusted to me,
my body, my nails, my hair.
When I sold my soul, I didn’t even have a hurting heart left.
And I sold that too, because I had never seen, heard, or touched it,
I never really paid attention to it.
And somehow, I miss it now:
Time.
„The tragedy of life is that we grow old too soon and wise too late.“ – Pablo Picasso
The wisdom gained over a lifetime is often acquired only as one grows older, but by the time true wisdom is attained, time is limited, and the limitations imposed by age are unavoidable. Many artists who possess great creativity find that their allotted time in life is too short. However, there are also many who, despite still having time, give up and put an end to their efforts prematurely. In Japanese medieval folklore, it was believed that old tools and vessels, after existing for a hundred years, would acquire a spiritual essence and become „tsukumogami,“ gaining the ability to transform themselves.
However, it was common to discard these items before reaching this milestone, resulting in many becoming vengeful spirits with unfulfilled desires for a soul, thus troubling people. Whether it be people, objects, or animals, if we do not abandon them despite their seemingly useless and ineffective agedness, perhaps they, too, might eventually reach a transformative realm of time and space.
As Yui Kawaguchi reaches what is generally considered the later stages of her dance career, she metaphorically blends these elements of folklore into this solo performance „Mis-sing One“. She explores the common abyss of „aging“ that unites all living beings, incorporating humor and poetic elements.
by: Yui Kawaguchi
lighting object, technic: Fabian Bleisch
special thanks: Insite Art, Christian Meyer
Ich habe alles verkauft.
Die Uhr, die mir ein Freund geschenkt hatte,
den Kimono, den ich von meiner Mutter geerbt hatte,
das Haus, das mir mein Vater hinterlassen hatte,
den Hund, den mir mein Mann anvertraut hatte,
meinen Körper, meine Nägel, mein Haar.
Als ich meine Seele verkaufte, hatte ich nicht einmal mehr ein schmerzendes Herz übrig.
Und auch das habe ich verkauft, denn ich hatte es nie gesehen, nie gehört, nie berührt,
ich hatte ihm nie wirklich Aufmerksamkeit geschenkt.
Und irgendwie vermisse ich es jetzt:
Die Zeit.
„Die Tragödie des Lebens ist, dass wir zu früh alt und zu spät weise werden.“ – Pablo Picasso
Die Weisheit, die man im Laufe eines Lebens gewinnt, kommt oft erst mit zunehmendem Alter – doch wenn die wahre Weisheit endlich erreicht ist, bleibt nur noch wenig Zeit, und die Einschränkungen des Alters lassen sich nicht vermeiden. Viele Künstlerinnen und Künstler mit großer schöpferischer Kraft spüren, dass das ihnen zugemessene Leben zu kurz ist. Andere hingegen geben auf, obwohl ihnen noch Zeit geblieben wäre, und beenden ihre Bemühungen vorzeitig.
In der mittelalterlichen japanischen Folklore glaubte man, dass alte Werkzeuge und Gefäße, die hundert Jahre überdauert hatten, eine spirituelle Essenz entwickeln und sich als Tsukumogami in beseelte Wesen verwandeln konnten. Doch meist wurden diese Gegenstände vorher weggeworfen – und viele wurden zu rachsüchtigen Geistern, die von unerfülltem Verlangen nach einer Seele getrieben waren.
Ob Menschen, Dinge oder Tiere: Wenn wir sie trotz ihres scheinbar nutzlosen und verbrauchten Alters nicht aufgeben, könnten vielleicht auch sie eines Tages in ein transformierendes Reich von Zeit und Raum eintreten.
In ihrer Soloperformance „Mis-sing One“ nähert sich Yui Kawaguchi, selbst in den späten Phasen ihrer Tanzkarriere, diesem Thema metaphorisch. Mit Humor und poetischen Elementen erforscht sie die universelle Erfahrung des Alterns – ein Abgrund, der alle Lebewesen miteinander verbindet.
von: Yui Kawaguchi
Lichtobjekt, Technik: Fabian Bleisch
special thanks: Insite Art, Christian Meyer
[mt]
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