Das Kunst-Kollektiv Institut für Widerstand im Postfordismus richtet seinen Blick auf die NS-Zwangsarbeit und beschäftigt sich in music for the future mit dem widerständigen Moment der Musik. In vielen Selbstzeugnissen von ehemaligen Zwangsarbeitern wird Musik als Überlebensmittel genannt. Die Performance untersucht, was es bedeutete, in diesem System der Ausbeutung zu überleben und fragt: Kann Musik Wahrnehmung verändern? Wo liegt das Potential der Musik als Form des inneren Widerstands?
„Ich habe zufällig ein englisches Soldatenlied zu hören bekommen: Pack up your troubles in your old kitbag and smile, smile, smile (..) Die Melodie ist frisch und hübsch. Ich summe sie bei meiner Arbeit vor mich hin und bin glücklich, dass ich das habe.“ (Elisabeth Freund, ehemalige Zwangsarbeiterin)
Zwangsarbeit war nicht nur physisches und psychisches Leid durch den ‚totalen Arbeitseinsatz’, sondern auch ein stetiges innerliches Nein der Zwangsarbeiter.
Das fünfköpfige Kunst-Kollektiv um Elisa Müller interessiert sich für diesen diffizilen Zwischenbereich. Ausgehend von einer musiktheoretischen und historischen Recherche und der Arbeit mit biographischem Material aus verschiedenen Archiven, untersucht die Performance die Wirkkraft von Musik als realitätsverschiebendes Medium.
Die Künstlerinnen tauchen mit der Performance ein in die Tradition von Gedenkkunst und -kultur der NS-Geschichte. Sie stellen die Konstruktion historischer Fakten der Dekonstruktion von künstlerischen Methoden gegenüber, um einen Raum dazwischen zur eigenen Narration zu öffnen.
Fakt oder Fiktion? – unter diesem Motto arbeitet das Kunst-Kollektiv Institut für Widerstand im Postfordismus seit 2014 in einer permanenten Praxis der Dokufiktion. Das wichtigste Projekt ist die Intervention „Welche Revolution(en) werden wir erlebt haben werden?“, die in verschiedenen Städten und Formaten zu sehen war und ab Sommer 2017 im Theater Vorpommern die Geschichte einer kommenden Revolution erzählt. Für music for the future arbeiten die fünf Künstlerinnen zum ersten Mal konkret historisch.
Zwangsarbeit war als rassistisches System der Ausbeutung und Verschleppung von Menschen in NS-Deutschland allgegenwärtig. Es war ein Massenphänomen, das wie selbstverständlich vor aller Augen stattfand und in Deutschland über 20 Millionen Menschen betraf.
Etwa 3000 Sammelunterkünfte für Zwangsarbeiter*innen prägten allein das Stadtbild von Berlin. Das Weserflug-Lager auf dem Flughafen Tempelhof, auf dem auch die Performance stattfindet, war eines der größten.
VON UND MIT
Elisa Müller, Marcus Reinhardt, Ren Saibara
KONZEPT/KÜNSTL. LEITUNG
Elisa Müller
KONZEPT/TEXT/DRAMATURGIE
Viga Damm
KONZEPT/RECHERCHE
Inga Anderson
KONZEPT/AUSSTATTUNG
Michaela Muchina
DRAMATURGISCHE BEGLEITUNG
Nadine Vollmer
WISSENSCHAFTLICHE BERATUNG UND RECHERCHE
Angelika Laumer und Bianca Schröder
ASSISTENZ
Johannes Ambrosius
KOORDINATION AUSSENSPIELORT
Martina Neu
PRODUKTIONSLEITUNG
Ehrliche Arbeit – Freies Kulturbüro
EINE PRODUKTION VON
Institut für Widerstand im Postfordismus und Gästen, in Koproduktion mit dem Ballhaus Ost und Vierte Welt
GEFÖRDERT DURCH
Die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“
In deutscher und japanischer Sprache.
[msb]
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